Salzburg bangt nach einem verunglückten Abend um den Verbleib im Fußball-Europacup. Nach dem 0:2 gegen Villarreal im Sechzehntelfinal-Hinspiel der Europa League hoffte Trainer Jesse Marsch noch auf die Wende. Doch auch der US-Amerikaner wusste in der ersten Nachbetrachtung kurz vor Mitternacht: "Der Aufstieg ist noch möglich, aber es wird ganz schwer."

Österreichs Meister braucht am kommenden Donnerstag zumindest zwei Tore um das Aus zu verhindern. Ansonsten wiederholt sich die Geschichte. Schon im Vorjahr waren die "Bullen" ebenfalls unter Marsch und nach dem Umstieg von der Champions League als Gruppendritter in der anschließenden ersten K.o.-Runde der Europa-League gescheitert. Damals gab es ein 1:4 (a) und 2:2 (h) gegen Adi Hütters Eintracht Frankfurt.

Der spanische Liga-Sechste agierte am Donnerstag ähnlich abgebrüht. "Sie wissen mit der Kugel umzugehen, das haben sie uns gezeigt. Wir haben teilweise keinen Zugriff auf ihren Ballbesitzfußball gehabt", sagte Goalie Cican Stankovic. Die Salzburger konnten bei weitem nicht an vorangegangene Vorstellungen auf der europäischen Bühne anschließen. "Wir haben gegen einen schlauen Gegner gespielt, einen mit vielen intelligenten Spielern auf dem Platz. Und wir haben zu viele junge Fehler gemacht und zu wenig Konsequenz vor dem Tor gehabt", sagte Marsch.

Die dürftige Darbietung untermauerte der Trainer mit Fakten. "Wir haben nur zweimal aufs Tor geschossen." Nicht nur für ein Heimspiel ist das "zu wenig", wie Marsch anmerkte, "aber wir haben noch ein Spiel". Ein 0:2 ist natürlich aufzuholen. "Wir müssen nach Spanien fliegen und eine bessere Leistung bieten." Dort wollen die Salzburger laut Marsch auf ein frühes Tor drängen.

Während das fehlende Abwehr-Duo Andre Ramalho und Maximilian Wöber zurückkehren könnte, werden Sekou Koita und Mohamed Camara mit Sicherheit fehlen. Das Urteil über ein dreimonatige Doping-Sperre der beiden Leistungsträger aus Mali war den Salzburgern am Mittwoch zugestellt worden. "Es tut uns weh als Gruppe. Sie haben zuletzt sehr gut gespielt. Es ist schwierig ohne diese zwei Jungs, aber wir haben eine gute Mannschaft. Wir brauchen jetzt alle unseren Jungs", erklärte Marsch.

Talente wie Luka Sucic, Brenden Aaronson oder Oumar Solet müssen aber erst zu Schlüsselkräften reifen, wie sie das "Gelbe U-Boot" von Villarreal zuhauf in seinen Reihen hat. Vor dem Rückspiel gastiert Verfolger Rapid am Sonntag (17.00 Uhr) für den Bundesliga-Schlager in der Mozartstadt. Schonen können wird Marsch schon wegen des Prestige-Charakters der Partie kaum einen Akteur.

Villarreal und Europa-League-Spezialist Unai Emery, der den Bewerb als Trainer schon dreimal gewonnen hat, verließen Salzburg mit einem Grinsen. "Unser Ziel war ein gutes Ergebnis mit einem Auswärtstor zu erzielen. Ich bin sehr zufrieden, aber es ist noch nicht entschieden", sagte Emery. Er tadelte nach dem ersten Erfolg nach zuvor fünf sieglosen Liga-Partien die Effizienz. "Es wäre auch ein 3:0 möglich gewesen." Paco Alcacer scheiterte beim Stand von 0:0 mit einem schwach geschossenen Elfmeter an Stankovic.

Der Ex-Dortmund-Star traf aber kurz darauf per Kopf (42.), Nino (72.) tat es ihm in der zweiten Hälfte gleich. Die Zuteilung im Salzburger Abwehrzentrum passte jeweils nicht. Gefragt zur Leistung von Vertretungs-Abwehrchef Albert Vallci und Europa-Debütant Oumar Solet meinte Marsch: "Nicht schlecht, aber ein paar Fehler zu viel. Auf diesem Niveau tut uns jeder Fehler weh."

Marsch war aber mit dem gesamten Mannschaftsauftritt unzufrieden. Der Frust saß offenbar auch bei den Spielern tief. Kapitän Andreas Ulmer sorgte mit einem rüden Einsteigen mit dem gestreckten Bein in der Nachspielzeit für den unschönen Schlusspunkt. Der Routinier war mit der Gelben Karte äußerst gut bedient und wird am kommenden Donnerstag (18.55 Uhr) in Villarreal mit von Partie sein. "Es ist noch alles drinnen", betonte Stankovic. "Wenn jemand zwei, drei Tore schießen kann, dann sind das wir."