Eine Missbrauchsaffäre in der nordamerikanischen Profiliga (NHL) hat erste Konsequenzen nach sich gezogen. Mit Stan Bowman trat nun ein Topfunktionär von seinen Ämtern zurück. Laut Verband "im besten Interesse des US-Eishockeys": "Seine weitere Teilnahme wäre eine Ablenkung des Olympiateams."

Auslöser sind Ereignisse aus dem Jahr 2010. Einer veröffentlichten Untersuchung zufolge war die Klubführung der Chicago Blackhawks um Bowman Vorwürfen sexuellen Missbrauchs gegen den damaligen Video-Coach Brad Aldrich nicht ausreichend nachgegangen, obwohl sie darüber Kenntnis hatte. Die NHL belegte die Blackhawks deshalb auch mit einer Strafe von zwei Millionen US-Dollar.

Opfer war der ehemalige Österreich-Legionär Kyle Beach (Salzburg, Graz, VSV), der damals im Farmteam der Blackhawks spielte. Nun brach er sein Schweigen: "Es ist ein großartiges Gefühl der Erleichterung. Es ist nicht mehr länger nur mein Wort gegen das vieler anderer." Der Vorfall wurde damals von der Klubführung unter Verschluss gehalten, auch Beach schwieg: "Ich habe damals getan, was ich für richtig hielt, um meinen Traum weiterverfolgen zu können. Das war, nicht darüber nachzudenken, nicht darüber zu reden und es zu ignorieren." Die Blackhawks reagierten sofort: "Wir bedauern zutiefst, was Kyle Beach durchgemacht hat, und entschuldigen uns für den Fehler, nicht sofort reagiert zu haben."

Auch Florida-Cheftrainer Quenneville zurückgetreten

Im Zusammenhang mit dem Jahre zurückliegenden Fall ist auch der Cheftrainer der Florida Panthers, Joel Quenneville, zurückgetreten. Vorausgegangen war am Donnerstag (Ortszeit) nach Angaben der Liga ein Gespräch mit NHL-Boss Gary Bettman. Danach seien sich alle einig gewesen, dass es "nicht länger angemessen ist, dass er als Floridas Cheftrainer arbeitet", teilte Bettman in einer Stellungnahme mit.

Quenneville zählt zu den erfolgreichsten Eishockey-Coaches der Liga und hat mit den Blackhawks drei Mal den Stanley Cup gewonnen. In der Saison des ersten Titeltriumphs 2010 soll Quenneville zu der Gruppe Verantwortlicher bei den Blackhawks gezählt haben, die trotz der Missbrauchsvorwürfe nichts unternommen hätten.