Das Turnier in Slowenien hatte den Charakter einer B-WM. Österreich erreichte gegen die Hausherren, Polen, Rumänien, Ukraine sowie Frankreich den zweiten Platz. In normalen Jahren würde das den Aufstieg bedeuten.
ROGER BADER: Stimmt. Allerdings haben Ungarn und Südkorea gefehlt. Slowenien und Frankreich werden bei der WM 2022 sicher Favorit für den Aufstieg sein. Aber ich bin mit den gezeigten Leistungen sehr zufrieden

Nach 14 Monaten Nationalteam-Pause: Ihre Eindrücke?
Es hat eine irrsinnig positive Stimmung geherrscht. In den Trainings setzte in den vergangenen sieben Wochen ein Entwicklungsprozess ein. Mir hat das alles in Coronazeiten als leidenschaftlicher Coach und Teamchef sehr gefehlt.

Einige Spieler haben nach dieser zehrenden Covid-19-Saison abgesagt. Welche Erkenntnisse konnten Sie durch andere Spieler gewinnen?
Man musste irgendwie damit rechnen. Eine andere Frage ist, wie ich zukünftig mit diesen Spielern umgehe. Umso höher ist es arrivierten Spielern wie Manuel Ganahl, Peter Schneider, Martin Ulmer oder Bernhard Starkbaum anzurechnen, dass sie immer dabei sind. Sie haben eine Haltung wie Andres Ambühl, der heuer ja seine 16. A-WM für die Schweiz bestreitet. Er sagt, er würde nie aus der Nationalmannschaft zurücktreten. Außerdem hat sich eine tolle junge Gruppe von Lucas Thaler bis Marco Richter für zukünftige Aufgaben empfohlen.

Heißt das, Sie verzichten vielleicht schon zur Olympia-Qualifikation in Riga auf gewisse Spieler, obwohl man ohnehin krasser Außenseiter ist?
Ich werde darauf achten, welche Mischung und welches Team dabei sein wird. Mit den Coaches werden wir beraten, wer uns bei diesem Projekt helfen kann. Ein All-Star-Team gibt es garantiert nicht. Wir werden Rollenspieler, aber auch Routiniers benötigen.

Was bedeutet das für die NHL-Spieler wie Michael Raffl und Marco Rossi?
Beide sind absolut Thema für die Olympia-Qualifikation. Aber ich brauche von ihrer Seite früh genug Klarheit.

Derzeit läuft die A-WM in Lettland. Wie weit ist Österreich von diesem Niveau aktuell entfernt?
Wir sind 17. der Weltrangliste. Im Angriff sind wir eigentlich erstklassig und richtig gut aufgestellt. In der Verteidigung und auf der Torhüter-Position sind wir es zwar noch nicht, aber auf einem guten Weg. Wenn Thimo Nickl, Kilian Zündel, David Maier oder Luis Lindner die Chance erhalten, sich zu entwickeln, hätten sie A-Potenzial. Das gilt auch für die Torhüter Sebastian Wraneschitz und Ali Schmidt.

Wien und Klagenfurt hielten sich bei den Imports vergangene Saison merklich zurück. Die heimischen Spieler standen im Fokus. Als Teamchef muss Ihnen da doch das Herz aufgehen?
Das ist korrekt, eine wirklich erfreuliche Situation. Bei anderen Mannschaften war es aber so wie immer. Als Teamchef wünscht man sich eben, dass alle Klubs dermaßen auf einen österreichischen Weg setzen.

Könnte das im Zuge des auszuverhandelnden Kooperationsvertrags zwischen ÖEHV (Österreichischer Eishockey-Verband, Anm.) und ICE-Liga eingefordert werden?
Ich kann zum aktuellen Zeitpunkt keine Details nennen. Nur so viel: Das ÖEHV-Präsidium hat der Liga Vorschläge unterbreitet, wie die Kooperation aussehen könnte. Der Fokus liegt dabei auf der Verbesserung der Situation von österreichischen Eishockeyspielern. Aus ÖEHV-Sicht ist es zudem wichtig, dass im Eishockey eine Entwicklung herrscht.

Wie soll das im Detail aussehen?
Ich werde diese Punkte medial nicht kommentieren.

Im Dezember 2020 haben Sie Marco Pewal als U20-Teamchef vertreten. Auch heuer sind die Junioren in der Top-Division in Kanada zu Gast. Erneut unter Ihrer Führung?
Nein, ich werde als Teammanager die Delegation begleiten.

Wer wird U20-Teamchef sein?
Das wird bald veröffentlicht.