Es ist ein verstörendes Bild, das der Österreichische Eishockey-Verband derzeit abgibt. Vor exakt einem Monat wurde Klaus Hartmann zum Nachfolger von Gernot Mittendorfer gewählt. Mit 133 zu 121 Stimmen. Vom ersten Tag an war klar, dass sich die „Neuen“ mit einer hohen Zahl an Gegnern konfrontiert sehen müssen. Seit Hartmann und sein Team übernommen hatten, sind drei Agenden umgesetzt worden: Verlängerung eines Sponsorvertrages, ÖEHV-Geschäftsführer Christian Hartl wurde gefeuert (weil er aufgrund einer offiziellen Wahlanfechtung dem neuen Präsidium den Zugang zu den finanziellen Gebarungen verwehrt hatte). Hartl hat jedoch gegenüber dem „Kurier“ juristische Schritte angekündigt, überdies stehe ihm eine Abfertigung zwischen neun und zwölf Monatsgehältern zu – also mindestens einen hohen fünfstelligen Betrag. Punkt drei: die Eintragung des Präsidiums im Vereinsregister.

Hier ist das letzte Wort allerdings noch nicht gesprochen. Am Donnerstag tagt in Villach das vom neuen Präsidium nominierte Schiedsgericht. Ein Formalfehler soll, so die gegnerische Allianz, die Wahl Hartmanns nichtig machen. „Unser größter Fehler war es offenbar, zu gewinnen“, so der neue ÖEHV-Präsident. Hartmann, selbst Jurist, störe es enorm, dass die Wahlvorschläge, wie im Protokoll vermerkt, zugelassen worden seien und dennoch ein Einspruch erfolgte. „Zudem zweifle ich hier die Notwendigkeit einer zweiten Unterschrift an (diese hat beim Wahlvorschlag für Hartmann gefehlt, Anm.).“ Fakt ist, bei der Generalversammlung wurde dezidiert auf diesen Formalfehler hingewiesen. Es erfolgte jedoch seitens der Stimmberechtigten kein Einspruch, der Wahlvorschlag wurde angenommen.

Während das neue Schiedsgericht also am 30. Juli tagt, wird sich auch das alte Schiedsgericht am 14. August mit der Affäre beschäftigen. Dieses scheint sich übrigens tendenziell auf Neuwahlen verständigt zu haben. Klar ist hingegen, dass Mittendorfer nicht mehr zur Verfügung steht. Wer dann? Philipp Hofer, Ex-Vize unter Mittendorfer, bestätigt sogar offen sein Interesse. Wenngleich der STEHV-Präsident Inhaltliches in den Vordergrund stellt. „Eine Kandidatur darf kein Schnellschuss sein. Es braucht ein ordentliches Konzept, Gespräche mit den ICEHL-Klubs sowie eine breite Basis und keine populistischen Ansätze wie Befreiung von Verbandsgebühren.“ Prominente Unterstützung erhält er dabei von Ex-Profi Matthias Trattnig, dessen Expertise für den sportlichen Part angedacht wäre: „Wir werden als Gespann auftreten“, so Hofer, der früher oder später Neuwahlen erwartet. Und weil Rechtsansichten klarerweise abweichen können, wären unterschiedliche Beurteilungen der jeweiligen Schiedsgerichte keine Überraschung. Dann müsste sich wohl ein ordentliches Gericht mit diesem zunehmend peinlich werdenden Fall beschäftigen.

Das eidgenössische Eishockey hat indes eine spektakuläre Entscheidung getroffen: Die höchste Liga, die National League, hat sich vom Schweizer Verband abgekapselt und eine Aktiengesellschaft gegründet. Das ist insofern interessant, weil hochrangige Funktionäre wie Peter Zahner (setzte als Verbandsdirektor viele Strukturreformen um, jetzt Champions-Hockey-League-Vorstand) die internationalen Erfolge der Eidgenossen stets mit ihrer Struktur begründet hatte.