Der Geist war willig, aber das Fleisch war zu schwach. Noch bevor die Saison mit der Champions Hockey League am Freitag (Rouens, 20.20 Uhr) so richtig startet, mussten die Klagenfurter nun doch den Transfermarkt bemühen. Die Defensive steht eigentlich seit Wochen im Fokus. Nach dem Abgang von Blaz Gregorc, dem verletzungsbedingten Karriereende von David Fischer aber auch den offenbar qualitativ zu großen Niveauunterschied zwischen Farmteam und Kampfmannschaft, sorgte die fehlende Kadertiefe bei Trainern wie Team für eine entsprechende Ungewissheit. Eine erlittene Fuß-Verletzung von Paul Postma ließ schlussendlich die Alarmglocken schrillen und den KAC reagieren.

Vor einigen Wochen kursierte bereits das Gerücht, wonach ein dänischer Verteidiger die Aufmerksamkeit der Rotjacken auf sich gezogen hätte. Nun ist klar: Es handelt sich um Philip Bruggisser. Eigentlich bei DEL-Klub Wolfsburg unter Vertrag stehend, erzielten die beiden Vereine eine einvernehmliche Lösung, sodass der Nationalteam-Spieler nach Klagenfurt wechseln konnte.

KAC-General Manager Oliver Pilloni erklärt die Verpflichtung von Bruggisser: "Wir verfügen neben unseren zahlreichen einheimischen Verteidigern in der Abwehr mit Paul Postma aktuell nur über einen Legionär, der zudem zuletzt leicht angeschlagen war." Die Stärken des 30-Jährigen Verteidiger sollen speziell im offensiven Bereich liegen. Und: In Krefeld, wo er beim steten Nachzügler mit 36 Scorerpunkten seine bislang beste Saison abgeliefert hatte, trug er sogar das Kapitänsabzeichen.

"Kabinentauglich"

Für die Athletiker ist Bruggisser offenbar keineswegs ein Griff in die Wundertüte. Und so wurde auf ein Try-out verzichtet, der Däne bleibt gleich die ganze Saison in Klagenfurt. Auch der Faktor "kabinentauglich", der bei Trainer Petri Matikainen eine außerordentlich hohe Rolle spielt, dürfte gegeben sein. Diesbezüglich genügte schließlich eine kurze Frage an KAC-Goalie Sebastian Dahm, der gemeinsam mit Bruggisser seit vielen Jahren das dänische Team-Trikot trägt.

Der KAC-Schlussmann streicht die Vorzüge Bruggissers hervor: "Er hat einen Blick für die Offensive, verfügt über einen sehr scharfen Schuss. Philip hat mir im Sommer erzählt, als wir uns in Kopenhagen trafen, dass er einen großen Hunger habe einen Titel zu gewinnen. Außerdem wird jetzt in der Kabine ein bisschen Dänisch zu hören sein", meint der Meistergoalie schmunzelnd, der erst am Donnerstag ins Eistraining zurückkehren wird.

Damit, und mit der Rückkehr aller Nationalteam-Spieler, dürfte sich die Situation beim KAC wieder etwas entspannen. Denn auch Matikainen weiß: Sollte es vom Start weg unrund laufen, wird es in der intensiveren Zeit (Dezember, Jänner) noch schwieriger, verpasstes wieder aufzuholen. Insofern gilt die Verpflichtung Bruggissers auch als Präventiv-Maßnahme.

Allerdings sollte beim Blick in die Zukunft auch bedacht werden: Eine starke Saison des Dänen beim KAC hätte womöglich auch eine Einberufung ins Nationalteam zur Folge. Nach Dahm würde dann ein weiterer Rotjacken-Akteuer drei Wochen während der Olympischen Spiele fehlen.