"Hi, wie geht's?", fragt Manny Viveiros in seinem charakteristischen Denglisch. Seine Frohnatur und Freundlichkeit steckt auch über mehrere tausende Kilometer Entfernung an. 20 Jahre lang war Viveiros fest mit dem österreichischen Eishockey verbunden. Als Spieler (VSV, Lustenau, CE Wien und KAC), und später bei den Klagenfurtern als Trainer sowie Sportdirektor. Aber auch für das österreichische Eishockey-Nationalteam war er vor und hinter der Bande tätig. Der mittlerweile 55-Jährige führte Team Austria zu seiner letzten Teilnahme bei Olympischen Spielen (2014 in Sotschi). Viveiros dürfte wohl der längstdienende Austro-Kanadier im österreichischen Eishockey gewesen sein. Und damals galt es noch "en vogue" auch als Import die Sprache des Landes zu erlernen.

Vor vier Jahren kehrte er in seine kanadische Heimat zurück. Viveiros' Fachexpertise war sofort gefragt. Über WHL-Team Swift Current Broncos schaffte er es sogar in die NHL, wurde Co-Trainer bei den Edmonton Oilers. Im Sommer wurde er von der Organisation Vegas Golden Knights (die eine Kooperation mit ICE-Klub Vienna Capitals haben) engagiert - Viveiros fungiert als Headcoach des AHL-Farmteams Henderson Silver Knights.

In einem rund 20-minütigen Gespräch plauderte Manny Viveiros...

...über sein Engagment in der Organisation der Vegas Golden Knights:
Kelly McCrimmon, der General Manager der Golden Knights rief mich im Sommer an und fragte mich, ob ich interessiert sei, in der AHL als Trainer zu arbeiten. Ohne zu zögern bin ich aus dem Oilers-Vertrag ausgestiegen und habe bei ihnen unterschrieben. Vegas ist eine Top-Mannschaft in der NHL. Eigentümer Bill Foley, George McPhee und Kelly McCrimmon arbeiten sehr umsichtig und vorausschauend. Hier herrscht einfach eine fachlich ausgezeichnete Gruppe aus Management, Scouts, Pro-Scouts, Trainern - es gibt keine Egos, alle arbeiten zusammen. Wir befinden uns mit McCrimmon und NHL-Trainer Peter DeBoer im ständigen Kontakt. Kommunikation ist gerade deshalb wichtig, weil ständig Spieler zwischen NHL und AHL wechseln. Es ist allen handelnden Personen erlaubt, die offene und ehrliche Meinung zu sagen. Und das ist für mich ein ausschlaggebendes Merkmal für Erfolg.

...über die NHL:
Es war eine tolle Erfahrung, aber leider gab es bei Edmonton Oilers einige Wechsel im Trainerstab. Nach Todd McLellan, unter dem ich als Assistant Coach arbeiten durfte, übernahm Ken Hitchcock, der seinerseits neue Assistenten mitgebracht hatte. Eigentlich hätte ich mit den Oilers einen Drei-Jahres-Vertrag gehabt. Sie gaben mir die Chance, wieder in der WHL bei Spokane Chiefs als Headcoach zu arbeiten, anstatt zu Hause bleiben. Das war eine echte Chance für mich. Spokane ist eine Top-Organisation in der WHL und war gut für meine Entwicklung. Ich kenne die Liga seit meiner Zeit bei Swift Current und konnte mich schnell wieder an die Gegebenheiten anpassen. Und dann kam eben das Angebot aus Las Vegas.

...über sein Team Henderson Silver Knights:
Fakt ist, wir sprechen über die zweitbeste Eishockey-Liga der Welt. Und bei uns spielen außerordentlich gute Leute. Gleichzeitig benötigt man starke Routiniers, die die Jungen führen. Um dort zu spielen, benötigt es aber einen NHL-Vertrag. Es gibt heuer aufgrund von Corona und ausgesetzten Meisterschaften in anderen Ligen so viele Spieler auf dem Markt, das spüren auch wir.

...über zwei "Exoten" in der Mannschaft:
Wir sind quasi eine "United Nations"-Mannschaft. Jermaine Loewen verfügt über jamaikanische Wurzeln, wurde adoptiert, wuchs in Winnipeg auf und spielte dann in Kanada Nachwuchs-Eishockey. Er hat die Chance genützt. Und mit Marcus Kallionkieli haben wir einen finnischen Brasilianer in der Mannschaft.

...über seinen ständigen Blick nach Österreich:
Natürlich zieht mich das österreichische Eishockey nach wie vor an. Hier liegen die Wurzeln meiner Trainer-Karriere und mein Sohn Layne spielte in Salzburg. Zuletzt, nachdem er zu Augsburg gewechselt war, habe ich natürlich mehr DEL-Spiele gesehen. Insgesamt muss gesagt werden: Die österreichische Liga wird immer besser. Das hängt auch mit der Organisation zusammen. Lyle Seitz ist ein Vollprofi, die Qualität der Referees hat sich gesteigert. Und auch die wirtschaftliche Seite der Liga ist besser aufgestellt. Das ist wichtig für die Zukunft, die Liga ist stabil. Unverändert hingegen bleibt der hohe Anteil an Imports. Ich habe vor sieben Jahren den KAC verlassen, aber die Diskussionen um die Legionäre ist geblieben.

...über die Zukunft von Sohn Layne Viveiros:
Ich habe gehört, dass einige österreichische Mannschaften Layne haben wollen - statt Salzburg. Viele, auch ich, waren überrascht, dass Salzburg ihn abgemeldet hatte. Vielleicht war es nicht seine beste Saison, aber das war auch bei anderen Spielern der Fall. Für mich war es ein Schock, dass ein Nationalteam-Spieler einfach so schnell abgemeldet werden kann. Vielleicht ergibt sich ja etwas in der DEL für ihn.

...über das österreichische Nationalteam:

Ich habe Auf- und Abstiege bei Weltmeisterschaften miterlebt. Es gibt keine Antworten oder Gründe, warum hier so große Leistungsschwankungen bei den Weltmeisterschaften herrschen. Man hat bei der U20-WM gesehen, wie groß der Abstand wirklich ist. Es wäre die Aufgabe des ÖEHV und der Klubs einen größeren Spieler-Pool zu erschaffen. In manchen Jahrgängen ist der Abstand zur Elite größer, dann wieder geringer. Ein ähnliches Problem haben auch Deutschland und Schweiz. Es ist schwierig für kleine Eishockey-Nationen wie Österreich.

...über in Erinnerung gebliebene Play-off-Momente in Österreich:
Oh Mann, das ist alles sehr lange her. Spontan fällt mir als Erstes David Schuller ein. Er hat 2004 mit seinem Alleingang den KAC zum Meistertitel geschossen. Damals war ich selbst noch Spieler und erinnere mich gut an diese Situation in der Verlängerung. Das war ein sehr spezieller Moment für mich. Und natürlich erinnere ich mich an die Serien gegen Salzburg als Trainer. Wir haben fast jedes Jahr im Finale gegeneinander gespielt. Ich habe aber auch schöne Erinnerungen an den VSV, wo ich als Spieler zwei Mal Meister werden durfte.

...über Verbindungen nach Österreich:
Ich telefoniere noch oft mit meinem ehemaligen Nachbar Gerhard Isopp in Klagenfurt. Aber auch mit Tormann-Trainer Markus Kerschbaumer, der ein richtiger Freund von mir ist. Und natürlich mit Patrick Pilloni, der ja mein Agent war. In Nordamerika ist es aber nicht gestattet, dass ein Agent gleichzeitig Trainer und Spieler betreut.

...über Deutsch-Kenntnisse, die nicht in Vergessenheit geraten sind:
Ich spreche heute zum ersten Mal seit über einem Jahr Deutsch. Aber ich habe mir fest vorgenommen, zurückzukommen und zu üben (lacht).