Neues Jahr, neues Glück, Ihre 99ers starten wieder den Anlauf auf die Play-Offs. Was stimmt sie optimistisch, dass es heuer funktioniert?
JOCHEN PILDNER-STEINBURG: Weil wir die Mannschaft in diesem Jahr etwas strukturierter vorbereitet und ausgesucht haben. Wir haben verstärkt auf die Defensive gesetzt. Die hat Doug Mason mit seinem Setzen auf Offensive leider sträflich vernachlässigt. Wir haben eine gute Mischung, wie ich finde. Das Wichtigste wird sein, dass wir verletzungsfrei bleiben.

Trainer Jens Gustafsson hat dezidiert festgestellt, dass er die jungen, eigenen Spieler besser machen will, was er bisher in Graz vermisst hat. Stimmt das?
Na ja, wir haben ja in der Vergangenheit nicht absichtlich auf die Entwicklung der Jugend verzichtet. Wir haben viele verloren, die in die Akademie nach Salzburg gegangen sind und damit für uns verloren waren. Das ist generell ein Problem im österreichischen Eishockey.

Die Jugend?
Nein, die Tatsache, dass junge, gute Spieler nach Salzburg oder ins Ausland gehen. Wir haben aber in Graz eine Akademie, da bilden wir konsequent aus. Und wir haben ab heuer in Kooperation mit den Vienna Capitals auch eine Mannschaft in der Alps Hockey League.

Warum ist das so wichtig?
Die österreichische Liga ist unter den Top sechs in Europa. Aber, und das habe ich immer kritisiert, darunter haben wir nichts. Jeder junge Spieler, der hinaufkommen will, muss einen Riesenspagat machen, den er nicht schafft: Sofort in der ersten Mannschaft Fuß zu fassen. Der Sprung ist zu groß, diesen Gap müssen wir kleiner machen. Die AHL ist ein erster Schritt. Und dazu kommt: Gustafsson ist ein Trainer, der die Jungen auch spielen lässt. Bei Mason sind sie auf der Bank gesessen, was nicht unseren Gefallen gefunden hat.

Kommen wir zur Liga: Auch da herrschte nicht immer Einigkeit?
Was Covid und die Maßnahmen betrifft, ist die Liga eine Einheit, obwohl wir 14 Klubs sind. Was den sportlichen Wettbewerb betrifft, gab es aber durchaus unterschiedliche Meinungen bei gewissen Regelungen, das stimmt.

Zum Beispiel?
Das Thema der Doppelstaatsbürger, auch das Punktesystem. Wir haben aber eine Lösung gefunden, die bei den meisten Anerkennung findet, wir wollten ja Wettbewerbsgleichheit herstellen. Bozen hat ja teilweise mit 18 Ausländern gespielt, auch wenn es den Regeln entsprochen hat. Das haben wir nun reduziert und das hat auch für Turbulenzen gesorgt – bei manchen Vereinen zumindest.

Bleibt die Liga trotz der Aufstockung spannend?
Wir haben uns gemeinsam dazu bekannt, dass wir aufgrund der vielen Bewerbungen nachrüsten. Das ist ja auch ein gutes Zeichen: Früher haben wir darum bitten müssen, dass ein Verein mitspielt. Jetzt haben wir so viele Anmeldungen, dass wir gar nicht alle aufnehmen können. Sogar aus Südkorea.

Wie bitte?
Ja, ein Klub aus Südkorea wollte unbedingt bei uns spielen, das war eine sehr ernsthafte Bewerbung, kein Fake! Das ist eine Tochter von Kia, die eine Produktionsstätte in Tschechien haben und viel gezahlt hätten. Aber das haben wir auf nächstes Jahr verschoben. Wir könnten die Liga auf 16 bis 18 Klubs aufstocken, das wollen wir aber nicht.

Werden die Fans die neuen Klubs annehmen?
Die Leute kommen da hin, wo Höchstleistungen erbracht werden, wo Erfolge sind. Wie beim KAC zum Beispiel. In Graz ist das Publikum schwierig, da kommt man nur, wenn es erstklassige Leistungen gibt oder etwas Besonderes ansteht, wie die Champions League.

Der Blick in die Zukunft ist trotzdem positiv?
Ja, durchaus, auch wenn viel von Covid abhängt. Wir wissen ja auch nicht, was passiert, wenn wirklich noch ein Lockdown kommt, ob wir dann wieder eine Förderung bzw. den Ausfall der Zuschauereinnahmen bekommen. Passiert das nicht, könnte es schon ein Problem geben.

Wie blicken Sie den möglichen Corona-Folgen entgegen? 1 G? 2 G? Oder ganz ohne Zuschauer?
Wir wollen nicht die Gesundheitspolitik im Land angreifen. Wir werden den Weg gemeinsam gehen. Das Problem im österreichischen Sport ist ja eher, dass ein Verband gegen den anderen angeht. Aber wenn die 1-G-Regelung kommt, dann werden wir schauen, wie wir da drüberkommen. Gut ist es nicht für den Sport, das ist klar. Ich finde ja, man müssten dem Sport Gelegenheit geben, sich zu erholen. Er hat  viele Dellen abbekommen durch Covid; vom Breitensport will ich gar nicht reden. Aber dieses Thema würde jetzt den Rahmen sprengen.

Welches meinen Sie?
Wir haben ein Problem der gesamten Sportförderung. In der Covid-Zeit war alles super. Was will man auch mehr? Man bekommt das Geld, das man durch das Aussperren der Zuschauer verliert. Aber insgesamt, da ist die Förderung wenig sinnvoll. Es gibt  keine große Planbarkeit, man muss jedes Jahr neu ansuchen. Man sollte da schon überlegen, ob man da im Hinblick auf gesundheitspolitische Maßnahmen nicht umdenkt und sagt, dass der Sport diesbezüglich eine wesentliche Bedeutung hat.