Mit großen Hoffnungen ging man im Lager der Graz99ers in die neue Saison. Nach zehn Runden herrscht Ernüchterung, die Steirer befinden sich am letzten Tabellenplatz. Verletzungsteufel hin oder her, die Grazer präsentierten sich bisher in nahezu allen Mannschaftsteilen zu schwach, um in der Liga Erfolg zu haben. Mit 43 Gegentreffern sind sie die Schießbude der Liga, kein Team erhielt mehr Tore. Mit gleichzeitig nur 28 Treffern hat man zudem die drittwenigsten erzielt. Das ergibt sich aber ebenfalls aus der Tatsache, dass mit nur 284 Torschüssen ebenfalls die drittwenigsten abgegeben wurden. Gleichzeitig müssen sich vor allem die Stürmer den Vorwurf gefallen lassen, dass die Qualität der abgegebenen Schüsse unterdurchschnittlich ist, nur 9,86 Prozent der Versuche landen im Tor - ebenfalls nur Platz elf in der Liga. Der beste Torschütze ist mit sechs Toren übrigens Ken Ograjensek. Man sucht momentan noch vergeblich eine Offensivkraft, die den Unterschied ausmachen kann.

Vorne läuft das Werkl also noch nicht rund, selbiges gilt aber eben auch für die löchrige Defensive. Dass bei der Masse an Gegentoren auch die Torhüter nicht gut wegkommen, liegt auf der Hand. Der verletzte Anthony Peters weißt mit einer Fangquote von 90,2 Prozent noch den besten Wert der Grazer Torhüter auf, ligaweit ist diese Quote an gehaltener Schüsse aber auch nur der elftbeste. Drastischer schaut es bei Felix Nußbacher und Neuerwerbung Niklas Lundström aus. Der Villacher im steirischen Tor hielt nur 86,7 Prozent der Schüsse auf sein Tor in fünf Einsätzen. Platz 21 von 24 bisher eingesetzten Goalies. Den letzten Rang nimmt übrigens Lundström, der bei seinen bisherigen zwei Starts unsicher wirkte, mit einer Quote von 84,5 Prozent ein. Schlechte Goalie-Statistiken sind so gut wie nie Einzelverschulden, sondern meist Folge von schlampiger Defensivarbeit, die den Torhüter zu oft seinem Schicksal überlässt.

Das zeigt auch ein Blick auf die "Special Teams", so ist das Penaltykilling der Grazer mit nur 67,6 Prozent ohne Gegentor überstandener Unterzahlspiele das schlechteste der Liga. Die Grazer erhielten schon doppelt so viele Tore in Unterzahl, wie sie selbst in Überzahl erzielen konnten. Zwölfmal schlug es während einer Strafzeit ein, sechsmal trafen die 99ers im Powerplay. Lediglich 19,4 Prozent der Überzahlspiele können genutzt werden, was immerhin mit Platz acht einem ligaweiten Durchschnittswert entspricht. Das Team von Jens Gustafsson tut sich schwer damit, von der Strafbank fern zu bleiben. Allein Ben Blood kassierte bereits 38 Strafminuten, er ist damit der "böse Bube" der ICE Hockey League. Ein nicht sonderlich schmeichelhafter "Spitzenwert".

"Müssen aus dem Loch kommen"

Heute muss das Schlusslicht in Bratislava bestehen. Kein leichter Gang. Die Steirer bemühen sich um positive Energie, wenngleich es nicht leicht zu fallen scheint. "Uns bleibt ja nichts anderes übrig, wir müssen nach vorne schauen und das bisher erlebte irgendwie vergessen machen. Wir müssen versuchen, irgendwie aus dem Loch zu kommen", so ein sichtlich getroffener Daniel Oberkofler. Ein Zuspruch der eigenen Fans könnte ein Faktor sein, der dem Team helfen könnte, sich aus der misslichen Lage zu befreien. Mit durchschnittlich nur mehr 1200 Zuschauern rangiert Graz hierbei aber auch nur auf Platz elf.

Personell wird die Lage jedenfalls stetig besser, auch Dominik Grafenthin könnte sein Comeback geben. "Wir werden unsere Linien jedenfalls ändern", kündigt der Trainer an.