Wie haben Sie das Jahr, in dem wir jetzt schon mit der Pandemie leben, verbracht?
Lukas Perman: Ich habe das Glück, dass ich vor zwei Jahren von Wien auf das Land hinausgezogen bin, was fast wie eine Fügung des Schicksals scheint. Ansonsten hätten wir vermutlich angesichts der zu großen Nachfrage kein Haus mehr erstehen können. Der erste Lockdown fühlte sich für uns beinahe wie Urlaub an, wie ein gemeinsames Ausharren bis Herbst. Mit zwei kleinen Kindern, die besonders zeitintensiv sind, konnten wir die Zeit zusammen als Familie zu Hause isoliert und mit minimaler Ansteckungsgefahr überbrücken. Die Corona-Krise hatte auf dem Land weniger Einfluss auf das konventionelle Leben, da man von der Natur umgeben weniger benachteiligt ist.

Wie ging es Ihnen zuletzt in Bezug auf die Corona-Krise?
Da gibt es zwei Ebenen. Auf der einen Seite die private Ebene und auf der anderen Seite die berufliche Ebene. Ich kann sagen, dass es mir auf der privaten Ebene eigentlich recht gut geht, weil ich jetzt sehr viel Zeit für meine Familie und ganz unterschiedliche Tätigkeiten habe. Dem gegenüber steht die berufliche Seite. Ich glaube, hier stellvertretend für alle Kollegen aus meinem Berufsstand sprechen zu können: Es gibt eine große Ungewissheit und für viele Künstler garantiert auch finanzielle Schwierigkeiten. Aktuell betrifft mich diese Problematik glücklicherweise nicht. Im Großen und Ganzen habe ich mich auf die Situation eingestellt.

Sie stehen normalerweise auf verschiedensten Bühnen, wie etwa im Raimund Theater. Auf welche Projekte können Sie sich aktuell vorbereiten?
Es wird immer wieder alles verschoben. Man kommt da in eine kleine Frustration rein, sich für etwas vorzubereiten, was dann eh wieder nicht stattfindet. Wobei ich jetzt im Sommer schon guten Mutes bin. Wir haben einige andere Open-Air-Konzerte, wo wir Programme gestalten müssen, wo wir dann Proben haben. Im Herbst habe ich dann im Salzburger Landestheater „Sound of Music“. Das heißt, ich werde im Sommer auch meine Texte, das ist relativ viel Text zu lernen, vorbereiten.

Und wie fühlt sich das an, wenn man seine Kollegen nicht im „echten Leben“ sieht, sondern immer nur über den Bildschirm?
Im ersten Lockdown haben wir niemanden getroffen. Beim zweiten Mal war es natürlich ein bisschen anders. Dort und da traf man dann für Proben Menschen. Das passiert dann nicht mehr alles virtuell, sondern wir testen uns immer davor beziehungsweise sind einige schon geimpft – die testen sich dann aber trotzdem immer wieder. Die Proben, gerade in künstlerischen Bereichen, haben relativ wenig Sinn, wenn sie nur auf virtueller Basis stattfinden, weil es um Emotionen geht und darum, gemeinsam etwas machen. Das ist es auch, wieso ich glaube, dass Theater, Veranstaltungen und Konzerte wieder genau so funktionieren werden wie bisher: weil Online-Konzerte nicht das echte Live-Erlebnis ersetzen können. Vor allem, dass Menschen zusammen etwas erleben. Wenn ich ins Theater gehe und mit einem Haufen Menschen einen Abend erlebe, hat das eine andere Energie.

Sie waren vor Kurzem mit dem Programm „Wir spielen für Österreich“ im Fernsehen. Wie war es für Sie, nach Langem wieder auf der Bühne zu stehen?
In der Tat, das war sehr spannend. Auch hier hatten wir ein extremes Testverfahren. Insofern war es eigentlich schön, dass wir zusammen aufgenommen haben und uns dann frei miteinander bewegen konnten. Das war schon wieder fast wie früher – außer, dass natürlich kein Publikum da war. Und das Publikum ist natürlich die Hälfte einer Vorstellung. Es war wie eine Probensituation.

Haben Sie irgendwelche „Schlupflöcher“ entdeckt, damit Sie Ihrer Leidenschaft trotzdem nachgehen können?
Einerseits machen viel Kollegen online Streaming-Konzerte. Ich mache Auftragskonzerte im Fernsehen. Außerdem habe ich angefangen, mit einem Coach zusammenzuarbeiten. Im Bereich Unternehmensberatung. Wir machen Trainings, zum Beispiel für Führungskräfte, wo wir zum Thema Auftreten und Präsenz Seminare geben. Jetzt verdiene ich halt gerade nicht damit, auf der Bühne zu sein und aufzutreten, wo Präsenz, Haltung und Disziplin essenziell sind. Ich finde es interessant, dass ich meinen Beruf und meine Ausbildung transformieren kann und in einer anderen Art und Weise etwas weitergeben kann. Das ist etwas, wo ich mich in Zukunft weiterentwickeln will. Jedoch möchte ich schon meinen Beruf auf der Bühne weitermachen.

Haben Sie eine Vermutung, inwiefern sich die Branche nach der Covid-Zeit verändern wird?
Ich glaube, dass viele Menschen es kaum erwarten können, dass wieder Events, Kultur und Co. live stattfindet. Vielleicht gibt es sogar einen Nachholbedarf bei den Leuten. Natürlich wird es dauern, bis wieder Normalität da ist. Testen, Impfen – vielleicht wird es auch irgendwann mal so selbstverständlich für uns, dass man es gar nicht mehr merkt. Was das jetzt für unsere Branche bedeutet, ist schwer zu sagen. Eine Gefahr ist, dass vor allem junge Menschen, wenn über eine längere Zeit Live-Theater und Live-Events wegfallen, dieses Loch mit anderen Tätigkeiten stopfen und es ihnen eigentlich nicht abgeht. Und wir sie verloren haben.

Können Sie angehenden Künstlerinnen und Künstlern Tipps mit auf den Weg geben, die von der Pandemie stark betroffen sind?
Was für Künstler immer ein Thema war, nämlich nicht nur ein Standbein zu haben, das gilt noch mehr als früher. Eine duale Ausbildung mit etwas anderem ist sicher zielführend. Ich würde jungen Menschen immer sagen: Ja, der Leidenschaft folgen, aber sich dessen bewusst sein, dass alles auf eine Karte zu setzen ein gewisses Risiko ist. Sich Gedanken zu machen: Ist der Beruf alleine das, was mich glücklich macht oder wie wichtig wird mir mal Familie sein, wie wichtig werden mir andere Dinge im Leben sein. Auch im Auge zu behalten, ob ich mir diese Träume mit dem Künstlerberuf erfüllen kann, falls es nicht so klappen sollte, wie ich mir das wünsche.