Der Österreichische Arbeitsklima-Index und Erhebungen der Statistik Austria zeigen laut einem Bericht der Arbeiterkammer, dass zwei Drittel der österreichischen Beschäftigten Überstunden machen müssen; rund 18 Prozent sogar häufig.

"Je länger die Menschen arbeiten, desto geringer ist ihre Lebenszufriedenheit, ihre Zufriedenheit mit der beruflichen Tätigkeit und ihre Zufriedenheit mit der Arbeitszeit", erklären die Experten.

Drei Viertel aller Beschäftigten, die zumindest 40 Stunden pro Woche arbeiten, wollen die Arbeitszeit reduzieren. 42 Prozent der Beschäftigten, die mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten und häufig Überstunden machen, können Beruf und Privatleben nur schlecht vereinbaren. Mehr als die Hälfte von ihnen ist mit der eigenen Arbeitszeit unzufrieden. 42 Prozent leiden unter Zeitdruck, ein Drittel unter permanentem Arbeitsdruck.

Produktivität nimmt ab

Fast die Hälfte derer, die häufig Überstunden machen, denkt auch in der Freizeit an den Job und kann schwer abschalten. Ein Viertel fühlt sich weniger leistungsfähig - das sind doppelt so viele, wie bei jenen, die kaum oder keine Überstunden machen.

„Es sollte also auch den Unternehmen ein Anliegen sein, dass ihre Beschäftigten weniger arbeiten. Denn: Je länger die Menschen arbeiten, desto geringer ist ihre Produktivität“, erklärt AK-Präsident Kalliauer.

Überstunden machen krank

Überlange Arbeitszeiten und Überstunden machen auch krank - sie führen zu einem höheren Risiko für Schlaganfälle und Herzerkrankungen sowie zu körperlicher Erschöpfung, Schlafstörungen oder Rücken- und Kreuzschmerzen.

„Die Beschäftigten nehmen all das in Kauf, weil sie ihren Arbeitsplatz nicht gefährden wollen. Als Dank dafür bleibt etwa jede fünfte Überstunde unbezahlt“, sagen die AK-Experten.

Jede 5. Überstunde unbezahlt

663.100 Beschäftigte leisteten im Jahr 2017 rund 250 Millionen Über- und Mehrarbeitsstunden. Davon blieb ein knappes Fünftel unbezahlt. Damit wurde laut Arbeiterkammer den Arbeitnehmern innerhalb eines Jahres rund eine Milliarde Euro vorenthalten - pro Kopf sind das fast 10.000 Euro. Umgerechnet beträgt allein das Volumen der unbezahlten Überstunden rund 26.000 Vollzeitstellen.

„Um diesem Trend zum Überstunden-Klau entgegen zu wirken, sollen Unternehmen für jede nicht bezahlte Über- und Mehrstunden einen Strafzuschlag von 100 Prozent bezahlen müssen“, fordert Präsident Kalliauer.

Bangen um Überstundenzuschläge

Gerade auch im Lichte der Überstunden-Thematik lehnt die AK eine generelle Ausweitung der höchstzulässigen Arbeitszeiten auf zwölf Stunden pro Tag und 60 Stunden pro Woche vehement ab. Denn allen derzeitigen Bekundungen zum Trotz ist die Arbeitszeitverlängerung nur ein erster Schritt.

Die Zuschläge für die 250 Millionen geleisteten Überstunden machten im Jahr 2017 rund zwei Milliarden Euro aus. „Dieses hart erarbeitete Geld steht auf dem Spiel, wenn die Durchrechnungszeiträume verlängert oder die Zuschläge generell gestrichen werden“, sagt Kalliauer.