Kemp muss mit seiner Unterschrift noch besiegeln, dass Georgias 16 Wahlleute an Biden gehen. Wegen des extrem engen Wahlausgangs kann Trumps Wahlkampfteam eine weitere Neuauszählung der Stimmen beantragen. Trumps Privatanwalt Rudy Giuliani hat zudem eine Klage in Georgia angekündigt.

Raffensperger hatte am Donnerstagabend das Ergebnis der von dem Bundesstaat selbst angeordneten Neuauszählung verkündet. Zuvor hatten die Wahlbehörden alle rund fünf Millionen abgegebenen Stimmzettel per Hand neu ausgezählt. Bidens Vorsprung auf Trump schmolz dabei minimal. Er gewann aber Georgia - als erster demokratischer Präsidentschaftskandidat seit Bill Clinton im Jahr 1992.

Biden hat insgesamt 306 der landesweit 538 Wahlleute gewonnen. Für einen Sieg bei der Präsidentschaftswahl brauchte er mindestens 270 Wahlleute. Trump erkennt seine Niederlage gegen Biden bisher nicht an und prangert ohne Beweise angeblichen massiven Wahlbetrug an.

Die Anwälte von Trump tauchen in ihren Attacken gegen den Ausgang der verlorenen Präsidentenwahl immer tiefer in Verschwörungstheorien ab. Sie behaupten unter anderem, die Demokraten hätten die Wahl mit Hilfe von Kommunisten aus Venezuela manipuliert. Außerdem beharren sie auf den mehrfach widerlegten Vorwürfen, bei der Auszählung verwendete Software habe Stimmen für Präsident Trump zugunsten seines siegreichen Herausforderers Joe Biden umgewandelt.

Biden nannte Trumps Blockadehaltung "völlig unverantwortlich". Seine Weigerung, das Ergebnis der Wahl vom 3. November anzuerkennen, schade dem Ansehen der Demokratie. Mit Blick auf Trumps Bemühungen, das Wahlergebnis zu untergraben, sagte Biden, dieser komme als der "unverantwortlichste Präsident" Amerikas in die Geschichtsbücher.