Nachdem der Sport bei den Riesentorlauf-Entscheidungen der Damen und Herren im Mittelpunkt gestanden war, zeigte sich ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sehr zufrieden mit den Maßnahmen, die der Skiverband und das lokale Organisationskomitee ausgeklügelt hatten. "Ich glaube, dass wir viel gelernt haben und die anderen was abschauen können von uns. Wir haben gesehen, dass es funktionieren kann", betonte Schröcksnadel am Sonntag gegenüber Medienvertretern.

Im Vorfeld waren Sölden und der Rettenbachgletscher für Normalverbraucher quasi gesperrt worden, die Sportler und sonstiges Personal im Ort wurden in vier "Blasen" ohne direkten Kontakt zueinander eingeteilt. In die jeweilige Blase kam nur, wer im Akkreditierungsbüro einen negativen Test auf das Coronavirus vorlegte. Von mehr als zwei positiven Fällen im Vorfeld weiß man, jedoch wurden diese vor dem Aushändigen der Akkreditierung, teilweise sogar vor der Anreise erkannt. Nachher wurde ja nicht mehr getestet.

"Man konnte beweisen, dass es geht, dass man die Organisation im Griff haben kann. Das ist ganz, ganz wichtig für den Tourismus und den Wintersport", meinte Schröcksnadel. "Ich glaube auch, dass der Wintersport insgesamt funktionieren kann. Es hat ja im Sommer auch keine Ansteckungen gegeben bei den Seilbahnen. Da ist auch nichts passiert, also warum soll es im Winter schlechter sein?"

In Sölden bleibt es auch in den kommenden Wochen ruhig, das ist aber der Normalfall. Denn die Wintersaison beginne immer in der Zeit zwischen 20. und 25. November, hieß es vom Ötztal Tourismus. Für die meisten Wintersport-Destination in Zentraleuropa ist Ende November/Anfang Dezember der kritische Zeitraum, wenn der Tourismus auf einem höheren Level anläuft.

Wenn die Hotels, Gondeln und Pisten aber stärker bevölkert werden, verliert das Blasen-Konzept eine seiner tragenden Säulen. Die strikte Separierung der einzelnen Gruppen kann dann - betroffen sind heuer etwa Val d'Isere, St. Moritz, Courchevel und Gröden - nicht mehr gelingen. Auch "Geisterrennen" ohne Zuschauer würden zumindest erheblich erschwert, wenn die Menschen vor Ort, mitunter direkt am Berg sind. Profitieren könnte der Weltcup paradoxerweise von Lockdowns in den einzelnen Ländern. Das wäre jedoch für den jeweiligen Tourismus katastrophal.

"Ab Val d'Isere müssen wir mit dem Wintertourismus zusammenleben, auch unterkunftsmäßig. Wir haben nicht mehr Hotels ganz alleine isoliert. Wir haben aber schon ein Konzept, dass gewisse Stöcke isoliert werden", erklärte FIS-Rennchef Markus Waldner dem ORF-Radio. "Wir müssen es natürlich ein bisschen lockerer gestalten, sonst geht es einfach nicht." Einige Veranstalter, darunter auch solche der traditionsreichsten, würden jetzt genau überlegen, ob sich das finanzielle Wagnis überhaupt lohne. "Die müssen investieren, im letzten Moment könnten die Auflagen aber so sein, dass man ein Rennen absagen muss."

Weiter geht es im Ski-Weltcup vorerst aber mit einer weiteren Etappe in Österreich, die unter ähnlichen Bedingungen wie das Sölden-Experiment ablaufen wird. Am 13. und 14. November stehen in Lech/Zürs Parallel-Riesentorläufe für beide Geschlechter auf dem Programm. "Lech/Zürs werden wir noch einmal mit diesem Konzept antreten. Vielleicht sind noch ein paar Details anzupassen", sagte Waldner. "Wir werden es wohl ein wenig kleiner gestalten", verriet Patrick Ortlieb, der OK-Chef des Arlberg-Events, der APA.

Schröcksnadel brachte indes ein weiteres zentrales Thema aufs Tapet. Ob es eine halbwegs normale Weltcup-Saison geben wird, hänge von den Einreisebedingungen ab. "Wenn Reisebeschränkungen sind und die Leute dürfen nicht kommen, dann wird es kritisch", gab der Tiroler zu Protokoll. Bis zur Alpin-WM in Cortina d'Ampezzo im Februar könne sich aber auch "alles wieder beruhigt haben", fügte er hinzu.