Erneut machte er China für die Ausbreitung des Virus verantwortlich. "Die Chinesen hätten es an ihrer Grenze stoppen sollen, sie hätten niemals zulassen dürfen, dass es sich über die ganze Welt ausbreitet", betonte der US-Präsident.

"Es ist das China-Virus, nicht das Coronavirus. Corona klingt nach einem Ort in Italien, einem schönen Ort. Es ist Corona. Nein, es ist das China-Virus, sie wollen es nicht sagen, wisst Ihr, die radikalen Linken, sie wollen es nicht sagen", so Trump. In Italien existieren wirklich Örtchen mit diesem Namen, etwa der Ortsteil Corona in der Gemeinde Mariano del Friuli nördlich von Triest.

Dienstag früh hatte Trump bereits bei der Generaldebatte der Vereinten Nationen schwere Vorwürfe gegen China erhoben. "Wir müssen die Nation zur Rechenschaft ziehen, die diese Seuche auf die Welt losgelassen hat - China", sagte Trump in seiner Videobotschaft für die UNO-Vollversammlung. China wies die Vorwürfe zurück. "Wir raten den Vereinigten Staaten, keine politischen Spiele mehr zu spielen, ihren Unilateralismus aufzugeben und ihre Verantwortung in der Welt wahrzunehmen", sagte der Pekinger Außenamtssprecher Wang Wenbin am Mittwoch. Trump habe das UNO-Podium bedauerlicherweise missbraucht, "um Lügen zu verbreiten und unbegründete Anschuldigungen gegen China zu erheben".

Die Zahl der Toten in den USA seit Beginn der Corona-Pandemie war am Dienstag nach Daten der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore auf mehr als 200.000 gestiegen. Die Schwelle von 150.000 Opfern war Ende Juli erreicht worden. Mehr als 6,8 Millionen Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 sind seit Beginn der Pandemie in den USA bestätigt worden. Kritiker werfen dem Republikaner Trump vor, mit seinen eskalierenden Angriffen auf China vor der Wahl am 3. November vom eigenen Versagen im Kampf gegen die Pandemie ablenken zu wollen.

Trumps Herausforderer bei der Präsidentschaftswahl, der Demokrat Joe Biden, sagte: "Wir brauchen einen Präsidenten, der sich dem Problem ehrlich stellt und führt. Dieser Präsident hat bewiesen, dass er beides nicht kann." Biden kritisierte auch eine Aussage Trumps bei einer Wahlkampfveranstaltung am Montagabend in Ohio, bei der der Präsident mit Blick auf das Virus und auf junge Menschen gesagt hatte: "Es betrifft praktisch niemanden."

Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, warf Trump "tödliche Desinformation und Nachlässigkeit" vor. Dass so viele Menschen gestorben seien, sei umso herzzerreißender, weil es nicht so hätte kommen müssen. "Die Geringschätzung des Präsidenten für Wissenschaft, Regierungsführung und die Gesundheit des amerikanischen Volkes hat zu einer historischen nationalen Tragödie geführt", erklärte Pelosi.

Die Opferzahl in den USA, einem Land mit 330 Millionen Einwohnern, ist weltweit die bisher höchste in absoluten Zahlen. An zweiter Stelle steht derzeit Brasilien mit mehr als 137.000 Toten, gefolgt von Indien mit rund 89.000 Opfern. Relativ zur Einwohnerzahl hingegen ist die Zahl der Opfer unter anderem in Peru, Belgien und Spanien höher als in den USA. In Peru etwa starben der Johns-Hopkins-Universität zufolge rund 98 Menschen pro 100.000 Einwohner, in Belgien 87, in Spanien 65. In den USA waren es bisher 61 Menschen pro 100.000 Einwohner, vergleichbar mit Italien (59). In Österreich waren bisher pro 100.000 Einwohner knapp 9 Tote zu beklagen.

Die Corona-Neuinfektionen pro Tag bewegen sich in den USA weiter auf hohem Niveau. Zuletzt wurden täglich rund 40.000 bestätigte Neuinfektionen gemeldet - mal mehr, mal weniger. Experten zufolge müsste diese Zahl unter 10.000 gebracht werden, um die Pandemie unter Kontrolle zu bringen.