"Es war nicht einfach!", sagte Stanek zum Auftakt der 14. Festival-Edition im Herrenseetheater im Strandbad Litschau, wo in der Nähe des Geburtshauses von Kaspar Schrammel, dem Stammvater der Schrammel-Dynastie, der Wiener Heurigen- und Tanzmusik in allen alten und neuen Variationen gehuldigt wird. Einfacher wäre es gewesen, das Festival abzusagen. So aber wurde umgeplant und auf weniger Gäste, dafür mehr räumlichen und zeitlichen Abstand gesetzt. "Wir haben es geschafft, fast alle, die an drei Tagen aufgetreten wären, auf fünf Wochenenden zu verteilen", freute sich Stanek und betonte, die hier angewandten Regeln mit Abstand, Maskenpflicht für die Gastronomie, Hygiene und Datenhinterlegung für den Fall der Notwendigkeit von Contact-Tracing seien teilweise noch strenger als behördlich vorgeschrieben.

"Wir sind eine der allerersten Veranstaltungen in Österreich nach diesen Regeln und damit ein Vorzeigeprojekt", sagte der Festivalleiter, der mehrmals bat, die Regeln auch einzuhalten. Im Herrenseetheater finden nun nur noch 300 Gäste Platz, zwischen jedem Platz - mit Ausnahme weniger Familien-Sitzgruppen - dient ein kleiner Beistellbaumstamm aus dem Waldviertel zum Abstandhalten und Getränkeabstellen. Das tat der Stimmung am Eröffnungsabend freilich keinen Abbruch.

Das neue Konzept sieht zwar keinen nächtlichen Schrammelpfad rund um den idyllischen Herrensee vor, dafür aber zehn Abende mit insgesamt 40 Konzerten. Bespielt werden ab 19 Uhr drei Naturbühnen auf einem Floß, auf einer Wiese und mitten im Wald, ehe um 20.30 Uhr der Haupt-Act im Herrenseetheater beginnt. Und wenn das Wetter dann noch so mitspielt wie beim Festivalauftakt, dann gilt der Diminutiv keinesfalls für das Gebotene, dann ist auch das kleine "Schrammel.Klangerl" an Qualität und Atmosphäre ganz groß.

In der Abendsonne sorgte das Duo Rittmannsberger-Soyka auf der Waldbühne, umgeben von Heidelbeersträuchern und Schwammerln, für stimmungsvolle Ausflüge in die Geschichte der Tanz- und Heurigenmusik, bot auf der Wiese die Familie Mondschein humorvolle Liedinterpretationen und zeigte auf dem Floß Wiener Brut im Trio, wie selbstverständlich und treffend man das Publikum miteinbeziehen kann. In der Dämmerung enterten dann die Neuen Wiener Concert Schrammeln mit Willi Resetarits die Hauptbühne. Das letzte Konzert vor dem Shutdown habe man gemeinsam in der Hamburger Elbphilharmonie gespielt, erzählte Resetarits. "Es kommt mir vor, als wäre es 30 Jahre her..." Das Programm, eine bunte Mischung aus Neuinterpretationen von Maly Nagl, Karl Farkas, H.C.Artmann-Vertonungen, ein paar Schrammel-Versionen des Kurt Ostbahn-Repertoires sowie Ernst Moldens "Abarakadabara", wurde heftig akklamiert.

Ein über alle Maßen gelungener Auftakt für das Festival, der bewies: Nicht nur ein echter Wiener, auch das echte Wienerlied geht nicht unter. Schon gar nicht am Herrensee. Heute Abend geben "Die Strottern & Blech" den Haupt-Act, in der Folge gastieren u.a. Roland Neuwirth und das radio.string.quartett (10. Juli), das Kollegium Kalksburg (17. Juli), Ernst Molden und Ursula Strauss (31. Juli) sowie Der Nino aus Wien (1. August) in Litschau.

Einiges von der Litschauer Atmosphäre ist auch auf der neuen CD "Neue Schätze - 25 Freunde spielen Lieder von Karl Hodina" (Vertrieb: Lotus Records) zu finden, die teilweise beim vorjährigen Schrammel.Klang aufgenommen wurde. "Die letzten Aufnahmen entstanden Corona-bedingt in zeitlich und physisch getrennten Räumen", schreibt Peter Havlicek im Booklet. "Hier hat sich einmal mehr gezeigt, wie toll es ist, gemeinsam zu musizieren und welche Kraft davon ausgeht." Dem kann man sich nur anschließen.

(S E R V I C E - "Schrammel.Klangerl.Festival", 3. Juli - 1. August jeweils Fr./Sa. in Litschau am Herrensee, )