Architekt Gregor Eichinger hat eine 6,5 Meter hohe, raumgreifende Metallskulptur geschaffen, auf der wie in einem großen, begehbaren Schaufenster-Display rund 250 Kleidungsstücke und Accessoires präsentiert werden. Es ist wie vieles in der bis 12. Juli laufenden Ausstellung "SHOW OFF. Austrian Fashion Design" ein Zitat aus den 80er-Jahren: Eichinger habe schon 1984 für die erste "U-Mode"-Präsentation im Szenelokal U4 das Bühnenbild geschaffen, für 2.000 Schilling und ganz aus Pappkarton, erzählte Kuratorin Ulrike Tschabitzer-Handler bei der Pressekonferenz.

Die "U-Mode" sei quasi der Startschuss für die junge österreichische Modeszene gewesen, begründete die Kuratorin die Wahl, die Retrospektive auf das jüngere heimische Modedesign in den 80ern beginnen zu lassen. Als zwei weitere Meilensteine jener Zeit nannte sie die Gründung der Zeitschrift "Wiener" (an sie und zahlreiche weitere folgende Magazine und Mode-Initiativen erinnern Vitrinen in der einzigen ganz klassischen Sektion der Ausstellung) und die Einführung einer Mode-Gastprofessur an der Angewandten durch den kürzlich verstorbenen damaligen Rektor Oswald Oberhuber. Mit Karl Lagerfeld als erstem Professor wurde eine Richtung eingeschlagen, die mit Jil Sander, Vivienne Westwood, Helmut Lang, Jean-Charles de Castelbajac oder Raf Simons weitergeführt wurde. "Das sind alles unglaublich tolle Namen und Persönlichkeiten", schwärmte Co-Kurator Andreas Bergbaur. "Die Art von Ausbildung ist weltweit einzigartig."

Eine Videoinstallation mit "talking heads" aus über 20 Insidern der heimischen Modebranche und ein "Medientunnel" der Gruppe Lumine über die Modeaktivitäten der Angewandten versorgt digital mit Umfeld-Informationen, großformatige Prints von 34 Modefotografen an den Wänden der Ausstellungshalle bieten das analoge Pendant. Im Mittelpunkt steht aber Eichingers "Tetris-Tower" (MAK-Generaldirektor Christoph Thun-Hohenstein) mit seinen vielseitigen Ein- und Ausblicken. Kreationen von Rudi Gernreich (1922-1985), der vor den Nazis in die USA flüchtete und in Los Angeles als Modedesigner arbeitete, und Helmut Lang bilden dabei quasi das Eingangsportal der Installation, die auch eine zweite Etage aufweist.

Schella Kann und Edwina Hörl, Wendy&Jim und Andreas Kronthaler, Arthur Arbesser und Atil Kutoglu, Susanne Bisovsky mit ihren modernen Trachten-Weiterentwicklungen und Robert La Roche mit seinen Brillen - vieles, was einem an Kleidern und Hüten, Schuhen und Schmuck, Taschen und Gürteln begegnet, liegt auf der Hand. Dennoch war die Auswahl der rund 60 hier vertretenen "herausragendsten zeitgenössischen Modepositionen designed/made in Austria" (Pressetext) schon beim Eröffnungsabend vieldiskutiert. Man habe zunächst eine Liste von rund 200 Positionen erstellt, die man in der Folge reduziert habe, schilderte Tschabitzer-Handler das Vorgehen der Kuratoren. Auswahlkriterien seien insbesondere Auszeichnungen, internationale Presseaufmerksamkeit und internationaler Vertrieb der Designer gewesen.

Ausnahmsweise gab es keine Politik-Schelte. "In Österreich hat die Politik früh begonnen, Mode zu fördern", sagte Andreas Bergbaur. Damit habe man versucht, das Fehlen einer starken, Design fördernden Bekleidungsindustrie auszugleichen. Im MAK will man dagegen Versäumtes nachholen. "SHOW OFF" sei "ein großer, ehrgeiziger Anfang, dem noch einiges nachfolgen wird", versicherte Hausherr Thun-Hohenstein. "Mode ist angewandte Kunst par excellence", doch bisher habe man diesen Design-Bereich ein wenig vernachlässigt. Der "großen Panoramaausstellung österreichischen Modedesigns" sollen in den kommenden Jahren verstärkte Aktivitäten beim Sammeln österreichischer Mode, aber auch weitere Modeausstellungen folgen, kündigte er einen MAK-Schwerpunkt an und lieferte gleich auch den Slogan dazu: "Österreichische Mode kann sich sehen lassen. Sie muss aber auch gesehen werden."

(S E R V I C E - "SHOW OFF. Austrian Fashion Design", Ausstellung in der MAK-Ausstellungshalle, 14.2. bis 12.7., Di 10-21 Uhr, Mi-So 10-18 Uhr, )