Das Österreichische Ehrenzeichen wird auf Vorschlag der bisherigen Träger vergeben. "Nur deshalb nehme ich es an", betonte Neuwirth zu Beginn ihrer auf Englisch gehaltenen, kurzen Dankesrede. "Kunst kann uns zeigen, dass unser tägliches Leben sich um Toleranz, Liebe und Respekt drehen sollte", so Neuwirth. In diesem Sinne sei die Oper immer auch ein "soziales Labor". Sie bedankte sich bei den Künstlerinnen und Künstlern für das Vertrauen auf der "langen Reise" des "Orlando". "Lasst uns versuchen, neugierige Menschen voller Vorstellungskraft zu sein."

Übergeben wurde die Auszeichnung, die mit der Aufnahme in die Kurie für Kunst verbunden ist, durch Kultur-Sektionschef Jürgen Meindl. Neuwirths gestrige Uraufführung sei nicht nur deshalb bemerkenswert gewesen, "weil sie die Heteronormativität infrage stellt", und das "im Zentrum der traditionellen Kunst", hielt er fest. Und er versicherte der Ausgezeichneten, nicht jede dieser Verleihungen sei "von so herzlichem Applaus" begleitet wie ihre.

Dirigentin Konstantia Gourzi, die mit Neuwirth die Erfahrung teilt, "als Frau in einem männerdominierten Beruf" wie "ein Elefant in der Herrengasse" daherzukommen, pries in ihrer Laudatio Neuwirths "musikalische Ungebundenheit", ihren "Mut als Mensch und als Komponistin" und ihre "intensive innere Welt". Neuwirth habe "Augen rechts, links, vorne, hinten, oben und unten" und ein Werk von gewaltigem Umfang geschaffen. "Gerade in der Vielfältigkeit liegt ihre Natur und ihre musikalische Aussage", so Gourzi: "Sie atmet Leben ein und atmet Musik aus."