Ein letztes Mal in dieser Woche trafen die Spitzenkandidaten der Wien-Wahl am Freitagabend in TV-Duellen aufeinander. Fünf Abende infolge luden ORF-III-Chefredakteurin Ingrid Thurnher und ORF-Wien-Chefredakteur Paul Tesarek zu drei Zweier-Konfrontationen, bei denen alle fünf der im Gemeinderat vertretenen Parteien sowie Heinz-Christian Strache jeweils einmal zum Zug kamen. 

Am letzten Duellabend gingen die Wogen noch einmal hoch. Inhaltlich gab es nach den bisher neun Konfrontationen in dieser Woche keine großen Überraschungen mehr, dafür sparte man nicht mit Untergriffigkeiten. 

Strache gegen Nepp

Es war die wohl hitzigste Konfrontation dieser Woche. Als Dominik Nepp (FPÖ) und Heinz-Christian Strache (Team HC) erstmals seit Ibiza und Spesenaffäre vor laufender Kamera aufeinander trafen, glich das – wie Moderatorin Ingrid Turnher treffend bemerkte – einer „öffentlichen Paartherapie“.

Es hagelte gegenseitige Anschuldigungen. Strache, der wesentlich angriffiger gestimmt war, warf Nepp etwa vor, Schuld an der Spesenaffäre gewesen zu sein. „Vollkommener Blödsinn“, konnterte Nepp und gab sich sachlicher. Er wolle lieber über Politik und nicht Justizskandale und laufende Verfahren sprechen und legte Strache nahe, sich in "Bescheidenheit und Demut" zu üben, statt sein „Ich-Ich-Ich-Programm“ fortzusetzen. Einmal mehr ging es außerdem um die Frage, wer denn jetzt "das Original" sei.

Bis auf das beinahe penetrante Duzen („Die Anpatzungen und der Verrat gehen von dir aus, lieber Dominik“; „Jetzt bin ich am Wort, Heinz-Christian“) erinnerte das Duell stark an jenes von Jörg Haider und Heinz-Christian Strache im Jahr 2008. Inhaltlich gab es nicht viel zu diskutieren, die Parteilinien sind quasi ident. Umso mehr versuchte man sich auf emotionaler Ebene abzugrenzen. Eine Wiedervereinigung nach der Wahl schloss Dominik Nepp jedenfalls um einiges deutlicher aus als Heinz-Christian Strache. 

Ludwig gegen Wiederkehr

Wesentlich zivilisierter verlief das zweite Duell des gestrigen Abends, als der amtierende Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) gegen Christoph Wiederkehr (Neos), den Chef der kleinsten Fraktion in den Ring trat. Das liegt wohl auch an Wiederkehrs Wunsch einer Koalitionsbeteiligung: „Ja, ich möchte Wien mitgestalten. Einiges läuft gut, vieles könnte noch besser sein“, sagte er, um sich im nächsten Atemzug auf das Neos-Steckenpferd-Thema zu werfen: Bildung. Er wolle eine „Generation AMS“ vermeiden.

Beim Thema Bildung aber auch als es um den Wiener Wohnungsmarkt und den Arbeitsmarkt ging, verwies Ludwig auf Maßnahmen und Projekte, die in der Stadt bereits gelingen und umgesetzt werden. Einzig als es um die „Stolz auf Wien“-Beteiligungs GmbH ging, geriet Ludwig in die Defensive. Wiederkehr kritisierte die Intransparenz und das „Schneckentempo“ des Projekts, mit dem die Stadt eigentlich von der Pandemie gebeutelten Unternehmen unter die Arme greifen möchte. 

Hebein gegen Blümel 

Freunde werden wohl auch die grüne Vize-Bürgermeisterin Birgit Hebein und Finanzminister sowie Vize-Bürgermeister-Anwärter Gernot Blümel (ÖVP) nicht mehr. Nach dem Duell der Beiden ist kaum zu glauben, dass sie auf Bundesebene die Koalition mitverhandelt haben. In Wien möchte Hebein jedenfalls nicht mit den Türkisen koalieren und betonte mehrmals, dass sie „für Experimente in Wien nicht zu haben sei“. Als Grund gab sie ideologische Unterschiede an und warf der ÖVP eine „Retropolitik“ vor. Weder in Sachen Verkehrspolitik noch Sozialpolitik kam man auf einen gemeinsamen Nenner. 

Eine heiße Diskussion entflammte auch um das Wiener Gesundheitssystem, das Blümel privatisieren und „den Experten“ überlassen wolle, was bei Hebein „die Alarmglocken schrillen ließ“. Was als einigermaßen sachlicher Diskurs begann, wurde beim Thema Integration doch noch emotional, als Hebein Blümel vorwarf, Strache und die FPÖ aus reinem Kalkül rechts zu überholen und fragte: „Warum glauben sie eigentlich, dass sie etwas Besseres sind, nur weil sie hier geboren sind?“