Nach einer ersten Sondierungsrunde mit den Parteichefs geht es langsam ans Eingemachte: Heute um zehn Uhr vormittags werden ÖVP und SPÖ erstmals in größerer Runden im ehemaligen Winterpalais in der Wiener Innenstadt zusammentreffen. ÖVP-Chef Sebastian Kurz wird von den Ex-Ministern Gernot Blümel, Elisabeth Köstinger, Margarete Schramböck, Klubobmann August Wöginger und seinem engen Vertrauten Stefan Steiner begleitet. Wie erst gestern bekannt wurde, hat SPÖ-Chef Pamela Rendi-Wagner neben Landeshauptmann Peter Kaiser, Vize-Nationalratspräsidentin Doris Bures, Vize-Klubchef Jörg Leichtfried und den Chef der roten Gewerkschaften Rainer Wimmer auch den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig in sein Team aufgenommen.

Im Interview mit der Kleinen Zeitung erklärte Ludwig, er gehe „ergebnisoffen“ in die Sondierungen, er sei „natürlich gesprächsbereit, aber nicht um jeden Preis.“ Bedingungen wolle er keine über die Medien formulieren. Ziel der Sondierungen sollte es sein, möglichst rasch herauszufinden, ob sich die ÖVP und Sebastian Kurz überhaupt eine Koalition mit der SPÖ vorstellen könne. „Wir sind nicht die erste Wahl. Es muss sich bald herausstellen, ob die ÖVP an ernsthaften Gespräche mit uns interessiert ist oder nicht. Ich weiß nicht, ob es überhaupt ein ernsthaftes Interesse gibt.“

Spekulationen, die ÖVP könnte die Sondierungsverhandlungen bewusst in die Länge ziehen, um sich nicht vor der Steiermark-Wahl am 24. November auf einen Koalitionspartner auf Bundesebene festlegen zu müssen, erteilt Ludwig die rote Karte: „Man sollte nicht auf Wahltermine schielen, sondern sich daran orientieren, dass sich die Wirtschaft eintrübt und deshalb schnell Entscheidungen fallen müssen. Wir haben ohnehin den größten Stillstand in der zweiten Republik. Innerhalb von eineinhalb Jahren zweimal zu wählen, das ist der größte Stillstand.“