Er ist der Letzte im Gesprächsreigen, das mediale Interesse dürfte aber am größten sein: Um 17.30 Uhr empfängt ÖVP-Chef Sebastian Kurz heute Grünen-Chef Werner Kogler zu einer ersten Sondierungsrunde. Gestern waren bereits SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und FPÖ-Chef Norbert Hofer an der Reihe, am Vormittag ist Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger dran. Das heutige Vieraugengespräch zwischen den beiden Wahlsiegern im Winterpalais von Prinz Eugen kommt einem ersten türkis-grünen Abtasten gleich.

Türkis-Grün gilt derzeit als Favorit. Wie groß die Bereitschaft der Grünen ist, gemeinsam mit der ÖVP zu regieren, hängt wohl auch von der CO2-Steuer ab. Die Grünen fordern sie, die ÖVP will sie nicht. "Es wird umfangreiche Sondierungen brauchen, die thematischen Differenzen sind nicht so klein," meint Stefan Kaineder, stellvertretender Chef der Grünen, im Ö1-Morgenjournal. Es brauche eine "ökosoziale Umsteuerung", so Kaineder, nur wenn man aufeinander zugehe, würden die Sondierungen überhaupt Sinn machen. "Es werden mehrere Runden nötig sein", so Kaineder.

Ob Österreich in den kommenden Jahren türkis-grün regiert wird, entscheidet sich in den kommenden sechs bis sieben Wochen. Dem Vernehmen nach will die ÖVP mit den drei möglichen Koalitionspartnern in intensiven Gesprächen auszuloten versuchen, ob eine Koalition inhaltlich und atmosphärisch möglich ist. Vor allem die Unterredung mit den Grünen kommt eine Schlüsselrolle gleich.

Überschaubare Schnittmenge

Zwischen Kurz und Kogler passt die Chemie, ob das auch für die zweite und dritte Reihe gilt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Die inhaltliche Schnittmenge ist überschaubar, die Kompromissfindung eine schwierige. In der ÖVP-Zentrale sieht man den Verhandlungen mit gemischten Gefühlen entgegen. Die Grünen kämpfen mit dem Handicap, dass sie erst Strukturen aufbauen müssen. Die erste Klubförderung fließt Anfang November, die erste Parteienförderung Anfang nächsten Jahres.