Gut ein Jahr ist es her, dass ein Video die heimische Innenpolitik auf den Kopf gestellt hat. Das "Ibiza"-Video, benannt nach der spanischen Mittelmehrinsel, auf der es gedreht wurde, brachte die türkis-blaue Regierung zu Fall und die beiden "Hauptdarsteller" Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus um ihre Posten.

Am kommenden Donnerstag "feiern" die beiden ein Wiedersehen, sind sie doch beide für den ersten Tag des U-Ausschusses zur Befragung geladen. Ebenso wie "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk, der das komplette Video gesehen hat.

Wirbel um Ermittler-Fund

Doch die "SoKo Tape", die seit der Enthüllung ermittelt, sorgte vor wenigen Tagen mit einer Verkündung für Wirbel. Man habe die gesamten Video- und Tonaufnahmen des Abend bei einer Durchsuchung in Österreich sicherstellen können, aktuell werte man das Material aus. Die Opposition forderte daraufhin umgehend die Herausgabe des Videos an den Ausschuss, "no na" handle es sich dabei um das wichtigste Beweismittel, erklärte FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz. Strache selbst sprach sich gegen ein Zeigen des gesamten Videos aus.

Doch die Chancen der Abgeordneten, das Video bald in die Finger zu bekommen, stehen ohnehin schlecht. Denn das Bundeskriminalamt hat das Video bisher nicht einmal der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) zur Verfügung gestellt, die vom Fund laut "Falter" erst aus den Medien erfahren hatten.

"Hoffe auf ernsthafte Aufklärung"

Strache hatte indes angekündigt, beim Ausschuss seine "Sicht der Dinge" darlegen zu wollen. Die FPÖ wird ihn bei der Befragung wohl besonders hart anpacken, auch die anderen Parteien sprechen von schonungslosen Fragen.

Bastian Obermayer, einer der beiden deutschen Journalisten, die das Video publik gemacht haben, zeigte sich im Gespräch mit der Kleine Zeitung skeptisch über die Erkenntnisse aus dem U-Ausschuss: "Die Frage ist, ob eine lückenlose Aufarbeitung überhaupt möglich ist. Aber ich hoffe auf eine ernsthafte Aufklärung."

42 Befragungstage sind bisher für den Ausschuss angesetzt, inklusive Berichtslegung wird dieser wohl mindestens bis zum 22. Juni 2021 dauern.