Schon vor einem Monat hat Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) Rasern den Kampf angesagt. Höhere Strafen, längerfristiger Entzug des Führerscheins und Autoentzug seien hier angedacht. „Aktuell fehlt uns bei Rasern schlicht die Handhabe.“

Als Vorbild nennt Gewessler die Schweiz. Dass dort besonders streng mit Rasern umgegangen wird, bestätigt auch Stefan Siegrist. Der Direktor der „Beratungsstelle für Unfallverhütung“, den die Ministerin für einen Medientermin aus Bern hat zuschalten lassen, erklärt, dass die Schweiz 2012 einen „Rasertatbestand“ eingeführt hat.

Freiheitsstrafen von bis zu vier Jahren

„Schon davor war es so: Wenn Sie innerorts im 50er-Gebiet 80 km/h fahren, führt das zum Führerscheinentzug für drei Monate – oder sechs Monate, wenn Sie Wiederholungstäter sind.“ Wer im Ortsgebiet auf 110 beschleunigt, der muss sich seit 2012 für mindestens zwei Jahre von seinem Führerschein verabschieden. „Zusätzlich dazu wird eine Freiheitsstrafe von einem bis zu maximal vier Jahren verhängt“, sagt Siegrist.

Ganz unumstritten ist das nicht, aktuell wird in der Schweiz darüber diskutiert, dass Richter auch milder urteilen dürfen sollen. Die harte Gangart habe sich laut Siegrist rentiert. „Wir konnten seither durchschnittlich 20 Verkehrstote pro Jahr durch Raserei verhindern.“

"Raser sollen Strafen spüren"

Zu solch drastischen Mitteln wie Haftstrafen will Gewessler aber nicht greifen. „Wir wollen die Strafen so gestalten, dass sie Raser spüren.“ Aktuell bewege man sich hier im europäischen Vergleich unter den Schlusslichtern, „nur vier osteuropäische Staaten haben noch niedrigere Strafen“. Diese sollen auf 5.000 Euro erhöht und damit beinahe verdoppelt werden. Die Mindestentzugsdauer des Führerscheins soll von zwei auf vier Wochen angehoben werden. „Bei den Unbelehrbaren muss man über eine Autobeschlagnahmung nachdenken.“

Über eine Anhebung der Strafen bei geringfügigeren Übertretungen, die von Experten immer wieder als zu niedrig eingestuft werden, will die Ministerin nicht nachdenken. Im Rahmen der Erstellung des neuen Verkehrssicherheitsprogramms – das aktuelle läuft mit Jahresende aus – müsse man sich „viele Dimensionen“ ansehen. „Den größten Handlungsbedarf haben wir jetzt bei der Raserei.“ Aktuell sei man in Gesprächen mit Innenministerium und Ländern. Bis Ende des Jahres soll das Maßnahmenpaket vorliegen.