Während Staatenlenker wie Donald Trump, Boris Johnson oder Jair Bolsonaro mehr oder weniger heftige persönliche Begegnungen mit dem Coronavirus hatten, ist Österreichs Spitzenpolitik bisher großteils von der Pandemie verschont geblieben. Mit Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) wurde erst ein Regierungsmitglied positiv getestet. Auch in den Bundesländern gab es vorerst nur einen Politiker-Cluster, nämlich in Vorarlberg. Das Parlament war bloß von Einzelfällen betroffen.

Dieser erfreuliche Trend ist insofern überraschend, als Politiker in der Regel mehr unter Menschen kommen als viele andere Gruppen, umso mehr in Wahlkämpfen. Bei Michael Ritsch war die Kampagne freilich schon vorbei, als er sich infizierte. Kaum zum Bregenzer Bürgermeister gewählt, erkrankte der Sozialdemokrat unmittelbar nach einer Landtagssitzung. Auch zwei seiner drei Klubkollegen wurden positiv getestet, zudem eine neben Ritsch sitzende freiheitliche Abgeordnete.

Solche Clusterbildungen gab es im Nationalrat vorerst nicht, sehr wohl aber Infektionen, die großteils die ÖVP betrafen. Der erste Corona-positive Abgeordnete war Johann Singer Mitte März. Später erkrankten auch noch Maria Großbauer, Johannes Schmuckenschlager sowie Martin Engelberg, wobei letzterer sogar im Spital behandelt werden musste. Bei den NEOS wurde Karin Doppelbauer positiv getestet.

In der Landespolitik war Christian Stöckl, Finanzlandesrat in Salzburg, an Corona erkrankt. Seine Regierungskollegen steckte er ebenso wenig an wie seine Mitarbeiter. Zu den ersten prominenten Corona-Fällen gehörte die Wiener Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ), die sich Mitte März eine Infektion einfing, längst aber wieder ihrer Arbeit nachgeht. Ebenfalls in der ersten Welle Corona-positiv war der Korneuburger Bürgermeister und niederösterreichische Landtagsabgeordnete Christian Gepp (ÖVP). Aktuell erkrankt ist der oberösterreichische SPÖ-Gesundheitssprecher Peter Binder. Da er in Kontakt zum Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) gestanden ist, musste der Stadtchef in Quarantäne.

Drei Minister, drei Landeshauptleute

Das ist ein Gefühl, das mittlerweile etliche Spitzenpolitiker kennen, auch wenn sie letztlich nicht positiv getestet wurden. Zum längeren Home-Office waren etwa die Landeshauptleute Hermann Schützenhöfer (ÖVP), Peter Kaiser (SPÖ) und Markus Wallner (ÖVP)  sowie Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (beide ÖVP) verpflichtet. Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) entging zuletzt der Quarantäne, da er im entscheidenden Zeitraum nicht mit einem seiner engsten - corona-positiven - Mitarbeiter in Kontakt war. Gleiches erlebte vor rund zwei Wochen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).