Die Stimme von Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) ist nach seinen zwei Operationen nach wie vor hörbar angeschlagen. Die Stimme komme wieder, durch diszipliniertes Stimmtraining werde es langsam aber wieder besser. Hat er einmal an Aufhören gedacht? Das wurde er in der ORF-Pressestunde gefragt. Unmittelbar nach der Operation "denkt man über vieles nach", so Doskozil.

"Nach den krachend verlorenen Wahlen" in der Steiermark, aber auch bei der Nationalratswahl gebe "es nichts zu beschönigen". Doskozil spricht wörtlich von "desaströsen Ergebnissen" und betont: "Natürlich müssen die Alarmglocken schrillen." Eine Personaldiskussion wolle er dennoch nicht führen, "das wäre ein Fehler".

Die SPÖ müsse zurück zu inhaltlichen Themen, strukturelle und inhaltliche Probleme die würden durch diese ständigen Personaldebatten verdeckt werden, kritisiert Dosokozil. Daher werde Pamela Rendi-Wagner auch nach der Parteivorstandssitzung am Montag noch Parteichefin sein - auch Christian Deutsch werde Bundesgeschäftsführer bleiben, legt sich Doskozil fest. Es müsse nun in erster Linie um die Frage gehen, wie sich die SPÖ inhaltlich positioniert. Die Zurufe aus einzelnen Landesparteiorganisationen sieht Doskozil kritisch. Es gelte erst die "Hausaufgaben in den Ländern zu machen", nur "gscheit in Richtung Wien zu reden" sei nicht gut, zumal Wahlergebnisse in den Ländern teils "jenseits von gut und böse ausgefallen" seien. Man sollte erst dann kritisieren, "wenn ich selbst Erfolge vorweisen kann". Die angeblich in der Vorwoche kurz bevor gestandene Ablösung von Rendi-Wagner kommentiert Doskozil so: Hier sei ein "Schauspiel abgezogen" worden, "einige Landesvorsitzende haben sich überschätzt".

Doskozil ortet ein Glaubwürdigkeitsproblem, vor allem bei Themen wie Mindestlohn, Pflege oder Bildungspolitik. Das seien Themen zum "Angreifen", hier müsse die SPÖ die Glaubwürdigkeit wiedererlangen. Teure Beraterverträge, die zuletzt vor dem Hintergrund des Personalabbaus in der SPÖ-Bundesparteizentrale für zusätzliche Aufregung gesorgt haben, "müssen sofort aufgelöst werden", so Doskozil. Bei diesem Personalstand seien aus seiner Sicht keine einzelnen Berater nötig. 

"Dann müssen wir uns von solchen Menschen trennen"

Glaubwürdigkeit spiele auch bei anderen Themen eine Rolle. Angesprochen auf die im Zuge der Casinos-Affäre ebenfalls diskutierten hohen Bezüge  von SPÖ-Mann und Ex-Vorstand Dietmar Hoscher führte Doskozil aus, dass das schwer zu argumentieren und mit der Sozialdemokratie nicht vereinbar sei. Er stört sich auch daran, dass etwa bei einer Diskussion über den Mindestlohn, sozialdemokratische Wirtschaftsvertreter ganz anders argumentieren als die Partei - "dann ist das für mich auch nicht mit der Sozialdemokratie vereinbar", so Doskozil. Diese "Diskussion müssen wir führen, dann müssen wir uns von solchen Menschen auch trennen". Das gelte auch für andere, "die in diesen Sphären glauben, große Sozialdemokraten zu sein und in Wirklichkeit gar nicht mehr wissen, wie geht's dem kleinen Mann, wie geht's der Frau, die am 25. schon nicht mehr weiß, wovon sie essen soll und wie sie ihre Kinder ernähren soll", so Doskozil. Das führte zu einer spannenden Episode des Gesprächs, in der Doskozil etwa in Richtung Hoscher, aber - auf Nachfrage - auch in Richtung Alfred Gusenbauer u. a. sagte: "Man kann nicht hergehen und am Sonntag Sozialdemokratie predigen und von Montag bis Samstag anders leben ."