SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler hat seine Aussagen zu ÖVP-Kandidatinnen, die zum Parteiaustritt der Psychotherapeutin Rotraud Perner geführt haben, bedauert. "Es steht mir selbstverständlich fern, den drei Kandidatinnen ihre berufliche Qualifikation abzusprechen, die Frage nach der politischen Qualifikation muss aber gestattet sein", meinte er am Samstag gegenüber der APA.

Auch bei anderen Quereinsteigern, etwa bei Rudolf Taschner "mit seinen eigenwilligen Aussagen zum Thema Kindererziehung", habe man deren Eignung hinterfragt, betonte Niedermühlbichler. Und weiter: "Sollte bei den Kandidatinnen der Eindruck entstanden sein, dass ihre berufliche Qualifikation infrage gestellt wurde, so bedaure ich das, das war selbstverständlich nicht die Intention."

Perner hatte am Samstag bekanntgegeben, nach 50 Jahren ihre SPÖ-Mitgliedschaft offiziell zurückzulegen. Als Grund nannte sie am Samstag gegenüber der APA und in einem offenen Brief ihrer Meinung nach frauenverachtende Aussagen von Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler. Perner war in den 1970er- und 1980er-Jahren selbst für die SPÖ Bezirksrätin und Landtagskandidatin. Nun meinte sie nur mehr: "Mir reicht's!"

"Für wie dumm hält mich meine Partei SPÖ", meinte Perner in ihrem Brief, "dass ich nicht merke, wie die Führungsriege versucht, Menschen - besonders Frauen - abzuwerten?" Anlass für Perners Parteiaustritt waren Angriffe Niedermühlbichlers gegen "politisch unbedarfte Quereinsteigerinnen" der ÖVP. Der SPÖ-Bundesgeschäftsführer hatte sich gefragt, "welche politischen Konzepte eine Miss Burgenland, eine Ex-Miss Austria oder eine Weinkönigin einbringen können".

Perner will von ihrer ehemaligen Partei nun wissen: "Was soll es, neue bzw. junge Nationalratskandidatinnen auf irgendein politisch völlig irrelevantes Detail ihrer Biografie zu fixieren?

Zuvor hatte die bekannte Psychoanalytikerin schon den einstigen ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll mehrmals öffentlich unterstützt. Aufgrund der Aussagen Niedermühlbichlers habe sie allerdings endgültig ihrer Partei den Rücken gekehrt, betonte sie.