EU-Katastrophenschutzkommissar Janez Lenarcic hat vor einer Lockerung der Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus aus wirtschaftlichen Erwägungen gewarnt. Gesundheit und Menschenleben sollten "unsere wichtigste Priorität sein", sagte Lenarcic der "Süddeutschen Zeitung".

"Die wirtschaftlichen Folgen sollten wir nicht dadurch mildern, dass wir bei den Schutzmaßnahmen laxer werden, sondern durch wirtschaftliche Gegenmaßnahmen - und wirtschaftliche und finanzielle Solidarität zwischen den Staaten", forderte der EU-Kommissar aus Slowenien.

Lenarcic beklagte, dass in den ersten Wochen der Pandemie "ein greifbarer Mangel an Solidarität zwischen den Staaten" geherrscht habe. Das habe sich etwa an Exportbeschränkungen für Medizinprodukte gezeigt. Jetzt gebe es aber mehr Hilfe untereinander, sagte der Kommissar.

Es geht nur gemeinsam

"Inzwischen sollte jedem klar sein, dass man diese Herausforderung nicht national bewältigen kann. Wenn wir vereint handeln, werden wir aus dieser Krise gestärkt hervorgehen", sagte Lenarcic. "Wenn wir das nicht tun, werden wir den Kampf gegen das Virus nicht gewinnen."

Der EU-Kommissar lobte in dem Gespräch medizinische Hilfsangebote anderer EU-Staaten für das besonders von der Pandemie betroffene Italien: "Das ist europäische Solidarität, und es sollte mehr davon geben."

Italien ist das am stärksten von der Coronavirus-Pandemie betroffene Land Europas. Stand Samstagfrüh haben sich mehr als 86.000 Menschen infiziert. Mehr als 9.100 Menschen starben bereits an der durch das neuartige Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19.

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