Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) erweitern ihr Nachtzuggeschäft und starten Sonntagabend mit dem Nightjet von Wien nach Brüssel. Zahlreiche österreichische Europaparlamentarier werden einsteigen, um umweltfreundlich zu ihrer Arbeit in die EU-Metropole zu reisen. ÖBB-Chef Andreas Matthä lässt es sich nicht nehmen, die Brüssel-Nachtzugpremiere unter dem Motto "Love your Planet" zu begleiten.

Greenpeace rief schon im November eine "Nachtzug-Challenge" für die 18 österreichischen EU-Abgeordneten aus. Mit dieser Zugfahrt könnten die EU-Parlamentarier ein starkes Zeichen für den Klimaschutz setzen: Während Flugpassagiere auf der Strecke von Wien nach Brüssel je 410 kg CO2 verursachen, seien es bei Nightjet-Fahrgästen nur je 40 kg CO2 pro Kopf.

Angenommen hat - laut Ankündigungen - die Mehrheit der österreichischen EU-Parlamentarier. Von der ÖVP wollen gleich fünf EU-Abgeordnete, nämlich Parlamentsvizepräsident Othmar Karas, Angelika Winzig, Simone Schmiedtbauer, Lukas Mandl und Barbara Thaler das "grüne" Mobilitätsangebot nutzen. Auch die SPÖ wird mit Delegationsleiter Andreas Schieder, Günther Sidl und Hannes Heide recht stark vertreten sein. Von der FPÖ will sich Roman Haider in den Zug setzen. Für die Grünen freute sich bereits Delegationsleiterin Monika Vana, Michel Reimon und Sarah Wiener über die Direktverbindung.

Karas begrüßte die neue Zugverbindung, die den Zugang für Jugendliche nach Brüssel zu den EU-Institutionen erleichtern werde und zugleich einen Beitrag zum Klimaschutz leiste. Auch Schieder gab im Vorfeld ein Bekenntnis zur Bahn ab: Gerade für Strecken bis 1.000 Kilometer sei die Bahn im Sinne des Klimaschutzes das sinnvollste Verkehrsmittel. Trotzdem seien über Jahrzehnte Infrastruktur und Strecken "kaputtgespart" worden. Statt weiter Straßen- und Flugverkehr in Milliardenhöhe zu entlasten, müsse man in nachhaltige, öffentliche Verkehrsmittel investieren.

Auch die Vorsitzende des Ausschusses für Verkehr und Tourismus des Europäischen Parlaments (TRAN), Karima Delli (Frankreich, Grüne/EFA), will an der Premierenfahrt teilnehmen. Sie will sich angesichts des Ziels, CO2-Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu reduzieren, für stärkeren politischen Rückhalt für Nachtzüge und für die stärkere Besteuerung des Flugverkehrs einsetzen. "Nachtzüge sind die Zukunft. Unser Planet braucht eine Beschränkung des Flugverkehrs und die Nachfrage nach solchen Zügen ist in ganz Europa groß", so Delli in einer Aussendung.

Zweimal wöchentlich von Wien nach Brüssel

Der ÖBB-Nightjet wird künftig zwei mal wöchentlich von Wien nach Brüssel fahren. Sonntagabend und Mittwochabend starten die Züge mit Sitz-, Liege- und Schlafwägen am Wiener Hauptbahnhof, Ankunft in Brüssel-Nord ist 14 Stunden 7 Minuten später. Für Kostenbewusste gibt es Sparschienen-Angebote. Der Trend zum Nachtzug bescherte der Bundesbahn bisher stark steigende Fahrgastzahlen in dieser Nische und zahlreiche anerkennende internationale Medienberichte. Die ÖBB hatten vor drei Jahren das Nachtzuggeschäft der Deutschen Bahn übernommen und bieten Verbindungen etwa nach Berlin, Hamburg, Zürich oder Rom an. Bis zum Jahr 2026 gibt es einen Stufenplan zum Ausbau der Nightjets.