Zunächst traf bei Donald Tusk, wie er am Abend selber twitterte, der Antrag auf die Verschiebung des Brexit-Termins ein. Er werde nun mit den EU-Staats- und Regierungschefs darüber beraten, wie sie darauf reagieren.

Aus britischen Regierungskreisen verlautete allerdings, Premierminister Boris Johnson habe das Schriftstück nicht unterzeichnet. Zudem habe er einen zweiten Brief an die EU geschickt, in dem er betont, dass er einen weiteren Brexit-Aufschub ablehne. Diesen Brief habe er auch unterzeichnet, hieß es aus Downing Street.

In einem dritten Schreiben, das vom britischen EU-Botschafter Tim Barrow verfasst wurde, wird zudem klargestellt, dass der erste Brief zur Fristverlängerung nur abgeschickt worden sei, um den Gesetzesvorgaben nachzukommen. Der Antrag auf Verschiebung sei daher von Johnson bewusst nicht unterzeichnet worden, da die britische Regierung "vom Gesetz her" zu dem Antrag verpflichtet war.

Das britische Unterhaus hatte am Samstagnachmittag eine Entscheidung über das neue Brexit-Abkommen vertagt. Die Parlamentarier beschlossen einen Änderungsantrag, der Johnson dazu zwang, noch am Samstag bei der EU einen weiteren Brexit-Aufschub bis Ende Jänner zu beantragen. Johnson betonte allerdings bereits unmittelbar nach der Abstimmung, dass er keine Fristverlängerung mit Brüssel "aushandeln" werde und sein Land weiterhin am 31. Oktober aus der EU führen wolle.