Vor dem Holocaust-Gedenktag am Donnerstag hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen antisemitische Auswüchse scharf verurteilt. „Antisemitismus ist in Europa wieder auf dem Vormarsch“, kritisierte sie am Mittwoch in Brüssel. Dies zeige sich insbesondere seit Beginn der Corona-Pandemie.

„Menschen, die auf europäischen Straßen mit dem Davidstern marschieren und die Pandemie-Maßnahmen mit dem Völkermord des Nazi-Regimes vergleichen, verharmlosen die Erfahrungen der Opfer der Shoah“, erklärte die deutsche Kommissionspräsidentin. Auch im Internet fänden antisemitische Verschwörungsmythen und gezielte Desinformationen große Verbreitung.

Laut einem Bericht der europäischen Grundrechte-Agentur vom November standen alleine in Deutschland in den ersten Monaten der Pandemie 2020 rund 44 Prozent der registrierten antisemitischen Vorfälle im Zusammenhang mit der Pandemie.

Von der Leyen forderte deshalb: „Jeder Europäer muss die Fakten kennen und sich über den Holocaust informieren.“ Im Oktober hatte die Kommission unter anderem die Einrichtung einer europäischen Forschungsstätte über neue Formen von Antisemitismus angekündigt.

Die EU-Kommissionspräsidentin wurde am Mittwochnachmittag zu einer Gedenkveranstaltung des Europäischen Jüdischen Kongresses (EJC) erwartet. Daran sollte auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron teilnehmen. Am Donnerstag wird auch in Deutschland an den 77. Jahrestag der Befreiung des NS-Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz erinnert.