Nancy Pelosi schießt scharf: „Gott segne ihn, den Präsidenten der Vereinigten Staaten - einen völligen Versager!“ Das war 2008, und gemeint hatte die Demokratin damals George W. Bush.

Die Frau, die ein Amtsenthebungsverfahren gegen Noch-Präsident Donald Trump eingeleitet hatte, wurde nun von ihrer Partei einstimmig als Kandidatin für das Amt der Präsidentin des Repräsentantenhauses für zwei weitere Jahre bestätigt. 

Damit ist die 80-Jährige nach wie vor die mächtigste politische Figur nach dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten. Der Präsident des Repräsentantenhauses entscheidet, welche Gesetzentwürfe zur Abstimmung kommen und kann die personelle Besetzung der Ausschüsse erheblich beeinflussen. Wird sie – wie erwartet – bei der eigentlichen Wahl im Jänner bestätigt, muss sie die knappe Mehrheit der Demokraten im Repräsentantenhaus zusammenhalten.

Pelosi vertritt seit mehr als 30 Jahren einen Teil San Franciscos im Kongress, seit 2003 ist sie Fraktionschefin der Demokraten im Repräsentantenhaus. 2019 wurde sie zum zweiten Mal auch Vorsitzende der Kongresskammer mit ihren insgesamt 435 Abgeordneten. Pelosi hatte den als „Speaker“ („Sprecher“) bezeichneten Vorsitzendenposten im Repräsentantenhaus bereits von 2007 bis 2011 inne, als allererste Frau. 

Die Italo-Amerikanerin, die als Jüngste mit fünf Brüdern in Baltimore aufwuchs, ist seit 1963 mit dem Investmentbanker Paul Pelosi verheiratet, mit dem sie auch fünf Kinder hat. Die politische Prägung erfuhr Nancy Pelosi durch ihren Vater Thomas D'Alesandro, der dreimal Bürgermeister von Baltimore war und auch dem US-Repräsentantenhaus angehörte.

Sie studierte Politikwissenschaft am katholischen Trinity College in Washington, D.C. und schloss ihr Studium dort 1962 mit dem Bachelor ab.

In der eigenen demokratischen Partei ist Nancy Pelosi nicht unumstritten: Die einen werfen ihr vor, eine „Latte-macchiato-Linke“ zu sein, die keine Ahnung von den Problemen der Arbeiter hätte. Für die anderen ist sie zu links, zu liberal, zu was auch immer. Die praktizierende Katholikin unterstützt die Gleichstellung von Homosexuellen, Beschränkungen des Waffenbesitzes und das Recht auf Schwangerschaftsabbruch. In der Ära Obama war sie maßgeblich an dessen Gesundheitsreform beteiligt und auch jetzt erklärte sie den Kampf gegen die Pandemie als ihr Hauptziel.

Die neunfache Großmutter gilt als kluge Strategin, die es versteht, Bündnisse zu schmieden, Mehrheiten auszuloten und Kritiker  einzubinden, wenn sie es nicht schafft, diese zu umgehen.

„Niemand von uns ist unersetzbar“, lautet ein berühmtes Zitat Nancy Pelosis, „aber einige von uns sind in ihren Jobs einfach besser als andere“.