Internationale Tageszeitungen schreiben am Montag im Hinblick auf den Ukraine-Gipfel in Paris:

"Nesawissimaja Gaseta" (Moskau)

"Am Sonntag begannen in mehreren ukrainischen Städten Kundgebungen. Deren Teilnehmer erklären, dass sie nicht protestieren, sondern Präsident Wolodymyr Selenskyj warnen, bei den Gesprächen in Paris rote Linien nicht zu überschreiten. Die Kundgebung mit dem meisten Zulauf war in Kiew. (...) Wie sich die Situation weiter entwickelt, hängt vom Ergebnis des Gipfels im Normandie-Format ab.

Diejenigen, die sich auf dem Maidan versammelten, sangen: "Donbass ist die Ukraine", "Krim ist die Ukraine". Viele Teilnehmer dort hatten keine Antwort auf die Frage, was nun genau Selenskyjs Plan für den Donbass ist. Und sie konnten sich auch nicht erklären, warum zum Beispiel das Team von (Ex-Präsident) Petro Poroschenko, das die Minsker Verträge unterzeichnet hatte, nun gegen deren Umsetzung ist."

Die "Süddeutsche Zeitung" (München)

"Der Präsident will einerseits versuchen, sein Friedensversprechen aus dem Wahlkampf einzulösen. Deshalb setzt er sich mit Putin an einen Tisch. Andererseits hängt das innenpolitische Überleben Selenskijs nicht zuletzt davon ab, dass nicht der Eindruck entsteht, dieser Tisch sei einer, über den er sich als Unerfahrenster und Schwächster hat ziehen lassen. In der Verantwortung Merkels und Macrons liegt es auch, das nicht zuzulassen. Nicht die Ukraine ist es, die dem Ausgleich mit Russland im Wege steht, sondern ein Kremlchef, der demokratische Wahlen in Frankreich stört und dessen Häscher im Ausland morden wie zuletzt wohl auch in Berlin. Wenn Merkel und Macron Druck ausüben wollen, dann nicht auf Selenskij."

"La Croix" (Paris)

"Der Gipfel ermöglicht dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ein erstes Treffen mit Wladimir Putin. Selenskyj betont, dass sein Land die Kontrolle über seine gesamte Grenze wiedererlangen will. Putin gibt sich als Verteidiger des Donbass. Zugleich nutzt er den Konflikt, um die Entwicklung des Nachbarlands zu behindern, das sich der Europäischen Union annähern will. Seit dem Sommer wirbt Emmanuel Macron für eine neue europäische Sicherheitsarchitektur. Wenn Russland an dieser Perspektive interessiert ist, muss es seine aggressive Politik aufgeben und sein Interesse an friedlichen Beziehungen bekunden."

"Dziennik Gazeta Prawna" (Warschau)

"Die am Wochenende verbreiteten Bilder aus dem (...) in Unruhe geratenen Paris werden das Auge von Wladimir Putin erfreut haben. Der russische Präsident weiß, dass der Gastgeber des heutigen Treffens im Normandie-Format ein Politiker ist, der den Erfolg braucht. Einen Beweis, dass der von Emmanuel Macron lancierte Gedanke der Rückkehr Frankreichs in das globale Spiel nicht nur eine publizistische These ist.

Putin weiß auch, dass Deutschland in Paris durch eine Kanzlerin repräsentiert wird, die sich langsam aus der Politik verabschiedet, und deren Kopf hauptsächlich mit Fragen der Gesundheit und der Nachfolge beschäftigt ist. Ebenfalls wird sich (Putin) darüber im Klaren sein, dass auch der wichtigste Teilnehmer des Treffens - der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj - den Erfolg braucht. Egal, welchen Preis er dafür bezahlen muss. Nur der russische Präsident muss gar nichts. Er kann warten. Und seinen Nutzen ziehen aus dem eingefrorenen Konflikt, der auf die langfristige Zermürbung des Gegners abzielt."