Am Montag trat der Nationale Sicherheitsrat zusammen, seit heute sind in Belgien wieder zusätzliche Maßnahmen im Kampf gegen die neu aufflammenden Corona-Folgen in Kraft: Pro Haushalt darf man nur mehr mit fünf externen Personen regelmäßigen Kontakt haben, Familientreffen oder Empfänge sind auf zehn Personen beschränkt. In den Supermarkt dürfen nur noch Einzelpersonen (also etwa keine Paare) und die Einkaufszeit ist auf 30 Minuten beschränkt, es gilt Maskenpflicht im öffentlichen Raum, vor allem aber in Geschäften. Obligat ist die Verwendung von Einkaufswagen, auch wenn man zum Beispiel nur eine Kleinigkeit aus dem Baumarkt braucht - die Wagen sollen helfen, dass genügend Abstand eingehalten wird.

Der Grund für die neuen Maßnahmen ist ein anhaltender Anstieg der Erkrankungen. Laut offizieller Regierungsseite registriert Belgien derzeit mehr als 300 Neuerkrankungen täglich, das entspricht einem Anstieg von 70 Prozent innerhalb einer Woche und 177 Prozent in zwei Wochen. Während in manchen Regionen wie Brabant-Wallon oder Luxembourg die Zunahme moderat verläuft, gilt etwa die Stadt Antwerpen als Hotspot. Dort hat Bürgermeister Bart De Wever inzwischen eine Ausgangssperre ab 23 Uhr verordnet, Kontakt- und Teamsportarten für Erwachsene wurden neuerlich verboten, wie überall in Belgien ist Homeoffice, dort wo es möglich ist, gewissermaßen vorgeschrieben. Die Reproduktionszahl liegt laut Regierung wieder bei 1,44 und damit deutlich über dem maßgeblichen Wert 1.

Auffallend ist, dass die Zunahme bei den Hospitalisierungen derzeit unter der Zunahme der Erkrankungen liegt, nach wie vor ist auch die Rate bei den Todesfällen rückläufig; Belgien hat einen sehr hohen Wert (derzeit 9833 Tote), was zu Beginn der Pandemie auf zu lasche Maßnahmen in Altersheimen zurückzuführen ist, in der Folge aber an einer weit ausgelegten, vermutlich aber entsprechend realitätsnahen Zählweise lag. Dass nun die Zahl der Fälle so nach oben geht, jene der schweren Auswirkungen aber (noch) nicht, liegt vermutlich daran, dass es vor allem junge Leute sind, die wieder ausgehen und sich treffen und dabei das Virus verbreiten. In Antwerpen soll der massive Anstieg vor allem auf Hochzeiten, Shisha-Bars und Fitnessstudios zurückzuführen sein. Cathy Berx, Gouverneurin der Provinz Antwerpen, appellierte besonders an die Jungen, zu Hause zu bleiben und keine Partys zu feiern. In der Ferienzeit zieht es viele auch an die weiten, flachen Meeresstrände.

Die geografische Lage Belgiens verstärkt die Sorge. Zuletzt waren die Infektionen im kleinen Nachbarland Luxemburg deutlich nach oben gegangen, hier gab es innerhalb eines Monats (bei sehr viel Tests) einen Anstieg von 2133 Fällen, fast so viel wie der Rekordwert im März. In den Niederlanden gehen die Zahlen ebenfalls nach oben, hier wurden in der vergangenen Woche 1329 Personen positiv getestet; insgesamt zählte das Land bisher 6170 Covid-Todesfälle. Aufrecht ist derzeit auch der Personen- und Warenverkehr zwischen Belgien und dem extrem stark betroffenen Großbritannien, wenngleich die Passagierzahlen niedrig sind.

In Belgien wächst nun auch die Sorge, dass Urlaubsheimkehrer neue Corona-Wellen ins Land bringen könnten – ebenso wie die Holländer sind die Belgier sehr reisefreudig. Die Disziplin der Bewohner, etwa beim Maskentragen und Desinfizieren, ist jedenfalls sehr hoch.