Die frühen Sonnstrahlen lösen die letzten Nebelstreifen auf für einen fast sommerlichen Herbsttag. Doch hier sieht es schon wie Weihnachten aus. Ein mächtiger Christbaum, drei Stockwerke hoch, empfängt im Foyeur die Kunden. Es sei, zugegeben, "etwas amerikamisch", räumt Josef Rutar ein. Aber auch sehr österreichisch.

Im Laibacher Stadtteil Rudnik hat Rutar als österreichischer Investor eben auch in größeren Dimensionen Standards gesetzt: "Ein solches Möbelhaus sieht man von Ljubljana bis München nicht mehr", lässt er im ersten Stock den Blick über eine endlose Landschaft von Polstermöbeln auf 10.000 Quadratmetern Fläche wandern. "Die Konsumenten werden immer markenbewusster", führt Rutar durch die weitläufige Wohnzimmerwelt von der Eigenmarke Antonio Ragazzi bis Joop ins oberste Preissegment.

"Srecna se zacne doma" – zu Hause beginnt das Glück – vermitteln ein Stockwerk höher heimelige Poster Kuschelahnung in einer unübersehbaren Menge von Schlafzimmern. "Den Menschen wird immer mehr bewusst, dass sie das halbe Leben im Bett verbringen." Im dritten Stock legt Rutar ein Superlativ nach: "Hier stellen wir 130 Küchen aus."
Es ist ein Möbelhaus vom imposanten Dimensionen, das der Kärntner Unternehmer nach einem Ausbau um rund neun Millionen Euro in Laibach soeben wiedereröffnet hat, "mit 1000 Rutar-Angeboten. Wir wollten aber nicht einen Ansturm an einem Tag, deshalb haben wir die Eröffnungsfeiern auf drei Wochen erstreckt. Auch an zwei Sonntagen, die man hier nach freier Wahl aus einer begrenzten Zahl von Öffnungstagen auswählen kann."

Seit Tagen wirbt ein fast einminütiger TV-Werbespot laufend für "das Glück daheim" von Rutar. "Wir haben das Zentrallager verlegt und damit den Platz gewonnen." Sogar um auch noch das größte Decathlon-Sportgeschäft Sloweniens als Mieter unterzubringen. Neben den 40.000 Quadratmetern Gesamtverkaufsfläche lässt Rutar auch noch im größten Restaurant Sloweniens mit 350 Plätzen aufkochen. Unter einem Dach befindet auch noch der modernste Billigmöbelmarkt "Dipo".

Photovoltaik auf den Dächern

"Die Dächer unserer zwei Einkaufszentren und sieben Dipo-Märkte in Slowenien haben wir übrigens vermietet für Photovoltaikflächen von insgesamt 70.000 Quadratmetern. Durch die jährliche Energieerzeugung können rund 1000 Haushalte mit Energie versorgt werden. Damit sparen wir mehr als 2000 Tonnen CO2 ein."

"Wir Österreicher sind in Slowenien sehr geschätzt", sagt Rutar. "Nicht nur, weil wir Nachbarn sind, sondern auch weil Österreich der größte Auslandsinvestor in Slowenien ist." 1022 Firmen österreichischer Herkunft hat der slowenische Wirtschaftsverband SGZ im Nachbarland gezählt. 2017 investierten österreichische Unternehmen in Slowenien 3,2 Milliarden Euro, das sind 24 Prozent der gesamten ausländischen Direktinvestitionen in Slowenien. 2019 war die größte Investition das neue Magna-Werk bei Marburg, dann kommt gleich das Neun-Millionen-Einzelinvestment von Rutar. "Auch viele andere sind von Kärnten aus hier vertreten – Hasslacher, Mahle, Sto, Wietersdorfer. Und natürlich die großen österreichischen Handelsgruppen Spar und Billa."

1000 Mitarbeiter in 17 Möbelhäusern

1961 startete Rutar in Eberndorf mit dem ersten Möbelhaus, inzwischen machen rund 1000 Mitarbeiter in 17 Möbelhäusern in Kärnten, Oberitalien und Slowenien rund 100 Millionen Euro Umsatz. "Über 50 Prozent davon in Slowenien." Ljubljana boomt, getragen nicht von Großindustrie sondern von vielen Gewerbebetrieben. Im Stadtzentrum schießen Hotels aus dem Boden. Neben dem 20-stöckigen Interconti baut ein serbischer Unternehmer gerade ein weiteres 5-Sterne-plus-Hotel.

Die lebhafte Bummelmeile entlang der Ljubljanica ist von Touristengruppen aus China belagert. "Hier herrscht ein etwas atypischer Konjunkturaufschwung. Wir sehen es mit einem lachenden und weinenden Auge. Es ist sehr gut für den Konsum. Die Arbeitslosenrate ist auf einem Minimum. Für uns als Unternehmen wird es aber immer schwieriger Personal zu finden, von Lagerarbeitern bis zu Abteilungsleitern."

Im Einkaufsverbund

Wie sich Rutar als klassisches Familienunternehmen - der Geschäftsleitung gehören auch Schwester Andrea Rutar und Sohn Gregor Rutar an – hält? Um gegen Riesen zu bestehen per VME-Einkaufsverbund mit drei Milliarden Euro Umsatz. In Slowenien ist Rutar selbst der Platzhirsch als Marktführer.