Die Honigbienen in Österreich sind im vergangenen Winter relativ gut über die Runden gekommen. Nur 12,5 Prozent der Bienenvölker haben den Winter 2020/21 nicht überlebt. "Damit liegen wir in etwa auf dem Niveau des Vorjahres", erklärt Robert Brodschneider vom Institut für Biologie der Universität Graz, der die österreichweite Erhebung seit mehr als einem Jahrzehnt durchführt.

An der jährlichen Erhebung haben mehr als 1400 Imkereien bzw. 4,4 Prozent aller Imkereien in Österreich teilgenommen. Sie haben den Grazer Experten ihre Angaben zu rund 30.000 Bienenvölkern zur Verfügung gestellt. Dabei zeigte sich ein vergleichsweise gutes Ergebnis, wenn auch die Daten regional unterschiedlich sind: "Die Datenlage erlaubt auch kleinräumige Auswertungen, die zeigen, dass in einigen wenigen Bezirken Ausfälle von zwanzig Prozent oder sogar mehr zu verzeichnen waren", schilderte der Biologe die Situation. So verzeichneten die teilnehmenden 147 Imker aus Tirol durchschnittliche Verluste von 9,7 Prozent und die 74 beteiligten Imkereien aus Salzburg Verluste von 10,8 Prozent, während die Verlustrate bei den Bienenvölkern von 59 Wiener Imkern immerhin 17,1 Prozent betrug.

Parasiten, Pestizide, Wetter

Den vorausgehenden Winter 2019/20 hatten 12,6 Prozent der Bienenvölker nicht überlebt. Den bisherigen Höchststand an Verlusten gab es 2014/15 mit 28,4 Prozent. Der niedrigste Wert seit Erhebungsbeginn wurde wiederum im Winter 2015/16 erfasst: Damals betrug die österreichweite Verlustrate 8,1 Prozent. Die Wissenschafter am Institut für Biologie der Uni Graz greifen bei der Erhebung auf die von der internationalen wissenschaftlichen Vereinigung zum Schutz der Bienen (COLOSS) standardisierten Methoden zurück, die auch in vielen anderen Ländern zur Anwendung kommt. Dadurch werden die Daten auch international vergleichbar. "Mit den nun erhobenen Winterverlusten steht Österreich im Vergleich im besseren Mittelfeld. In Deutschland ist die Quote gleich, in Tschechien etwas höher, in Slowenien deutlich höher", illustrierte der Experte.

Parasiten und Krankheiten, Pestizide, Nahrungsmangel und Witterung setzen den Bienenvölkern zu. Aus der Detailauswertung können die Grazer Wissenschafter Handlungsempfehlungen für die Imkerei ableiten.

Die im vergangenen Winter verlorenen Völker können im Laufe des Jahres wieder aufgebaut werden. Dennoch bescheren die Verluste dem Sektor finanzielle Einbußen: Im Winter 2016/17 als 23 Prozent der Bienenvölker im Winter starben, waren es beispielsweise 32 Millionen Euro. "Dies unterstreicht nicht nur die biologische Relevanz unserer Forschung, sondern auch den ökonomischen Stellenwert der Honigbiene in Österreich", so Brodschneider.

Die Zahl der Bienenhalter hat mit 31.923 Personen laut den Informationen von "Biene Österreich" den Höchststand seit 1990 erreicht: Damals waren es rund 30.800, zwischenzeitlich ging die Zahl auf 23.000 (2006) zurück. Die Zahl der Bienenvölker ist von rund 457.000 (1990) auf etwa 426.100 gesunken, 2006 lag auch hier der Tiefststand bei 311.000 Völkern.