Die Tiroler Landeshauptstadt hat im Zeitraum von Oktober 2018 bis November 2019 einen Anstieg von Straftaten verzeichnet, die von Jugendbanden verübt wurden. Insgesamt begingen die Akteure dieser Banden 141 Straftaten und verursachten dabei einen Gesamtschaden von 130.000 Euro.

Zuerst waren es Schlägereien untereinander, dann "spezialisierten" sich die Jugendbanden auf Einbrüche, Raubdelikte und Sachbeschädigungen. Später intensivierte sich dann die Gewalt und der Fokus wurde zunehmend auf Körperverletzung und Raub gelegt. So lässt sich die Entwicklung des Jugenbanden-Phänomens zusammenfassen, das der Innsbrucker Stadtpolizeikommandant Martin Kirchler bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Innsbruck skizzierte. Derzeit habe man es mit 63 Personen zu tun, von welchen 14 den "harten Kern" bildeten, ergänzte er. Von dem besagten "harten Kern" seien alle Akteure zwischen 14 und 17 Jahre alt, so der Stadtpolizeikommandant.

Außergewöhnlich an dem derzeitigen Kriminalitätsgeschehen durch Jugendbanden sei, dass die Straftaten von derart großen Gruppen und mit hoher Intensität ausgeübt werden. "Jugendkriminalität in Innsbruck ist kein neues Phänomen. Die Größen der Banden, die Anzahl der Delikte in diesem Zeitraum aber sehr wohl", betonte Hansjörg Mayr von der Staatsanwaltschaft Innsbruck. Orts- und zeitunabhängiger waren hingegen die Motive, die Mayr hinter den Taten ortete: "Es geht vor allem darum, sich Respekt in der eigenen Altersgruppe zu verschaffen". Der finanzielle Aspekt stehe hingegen nicht im Vordergrund, so Mayr.

Mittlerweile haben sich jedenfalls gewisse Tatmuster herausgebildet. Die Jugendlichen treten in Gruppen von acht bis elf Personen auf und schüchtern die Opfer allein schon dadurch ein. Kommt das Opfer dann der Aufforderung, die Geldtasche herauszugeben, nicht nach, wird mit massiver Gewalt reagiert - mit "Faustschlägen und Fußtritten", wie der Leiter der Ermittlungsgruppe Thomas Ganza ausführte. Den Einsatz von Waffen habe man hingegen laut Mayr noch nicht nachweisen können: "Wir wissen aber, dass die Täter Schlagringe, Messer oder Baseballschläger zumindest mit dabei hatten".

Auf die Geschehnisse und die Banden reagierte die Polizei nunmehr mit der Einrichtung einer Arbeitsgruppe, die seit 1. November aktiv ist. Zudem habe man, wie Kirchler betonte, die Polizeipräsenz in der Innsbrucker Innenstadt erhöht. Auch die Mithilfe der Eltern und der Innsbrucker Jugendzentren nehme man in Anspruch. In letzter Konsequenz drohe den Jugendlichen auch Haft, hielt Mayr fest. Man setze aber bevorzugt auf Bewährungshilfe, Diversion und gemeinnützige Leistungen für die straffälligen Jugendlichen. Sechs Personen, die den Jugendbanden zuordenbar sind, sitzen derzeit in Untersuchungshaft.