Wer auf ein stark erhöhtes Podest gestellt wird, muss es sich womöglich auch gefallen lassen, genau beäugt zu werden. Noch nie hat sich das moderne Spanien in einer solchen Krise befunden, noch nie haben so viele Spanier an ihrer Königsfamilie und an der Staatsform der Monarchie so heftig gezweifelt wie im Moment. Von den zwölf Monarchien in Europa ist das Haus der Bourbonen das mit dem zur Zeit wackeligsten Thron, konstatiert auch Michael Begasse, Adelsexperte der Mediengruppe RTL im Interview.

Die Gefahr, aus der Reihe zu tanzen, ist gar nicht größer als für Normalsterbliche – nur die Gefahr, erwischt zu werden und – damit verbunden – das Pech, dass alles in Echtzeit im Internet abgebildet wird oder morgen in den Zeitungen steht. Ganz vorne in der Skandal-Skala liegen – und lagen schon immer – die britischen Windsors. Prinz Andrew und seine Verstrickungen in den Fall Epstein haben hier noch einmal nachgelegt.

Aber auch Die "alten" Könige, wie jene aus Schweden, Belgien oder jetzt Spanien, waren immer für private Skandale gut. Eine Scheinwelt, die besonders hohe moralischen Ansprüche, nicht einlösen kann, wie eine kleine Auswahl der Skandale der letzten Jahre und Jahrzehnte beweist.

Der Prinz mit dem nicht zu rettenden Image

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Supergau der skandalerprobten britischen Monarchie: PrinzAndrew (60), (einst) Lieblingssohn von Königin Elizabeth II., soll in den Missbrauchsskandal um Jeffrey Epstein verstrickt sein – Vorwürfe die weiter an ihm kleben. Die US-Amerikanerin Virginia Giuffre behauptet, sie sei im Jahr 2001 im Haus der einstigen Epstein-Vertrauten Ghislaine Maxwells in London zum Sex mit dem zweitältesten Sohn der Queen gedrängt worden. Damals war sie erst 17 Jahre alt. In der britischen Öffentlichkeit ist Andrew wohl dauerhaft durch – und auch die Queen zog längst die Notbremse: Seit Monaten ist "Randy Andy" von allen Auftritten abgezogen – er ist nicht einmal mehr auf der offiziellen Website der Royals präsent. "Wir würden es weiter sehr gerne sehen, wenn er zu uns käme und mit uns sprechen würde", lässt indes die US-Staatsanwältin Audrey Strauss ausrichten.

Der König, der den Finger an den Abzug legte

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Als Juan Carlos vor gut sechs Jahren abtrat, hatte er eine wahre Skandalserie hinter sich: Darunter war auch eine umstrittene Elefantenjagd in Uganda im April 2012. Dort erlegte er einen 50 Jahre alten Prachtbullen, der damalige König brauchte offenbar sieben Schüsse aus seinem großkalibrigen Gewehr, um einen Vertreter der bedrohten Spezies zu töten. Der Jagdausflug in das afrikanische Land war nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch aus einem anderen Grund pikant: Juan Carlos hatte ein Amt als Ehrenpräsident des World Wide Fund for Nature inne, als er den Abzug drückte. Er entschuldigte sich zwar dafür, eine Online-Petition für seine Absetzung war aber am Ende erfolgreich.

Das Fürstentum und sein Ex-Playboy

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Gerüchte begleiten die Ehe von Monacos Fürst Albert II. (62) und seiner Charlene (42): Das Rauschen im Blätterwald führte dazu, dass die aus Südafrika stammende Ex-Profi-Schwimmerin schließlich die Presse wissen ließ: "Es gibt keinen Grund sich Sorgen zu machen. Albert und ich sind sehr glücklich, alles ist gut." Die britische "Sunday Times" musste wegen eines Berichts über eine "erzwungene Ehe" ordentlich ins Börserl greifen. Bestätigt ist aber, dass der vor seiner Ehe als Playboy Bekannte zumindest zwei uneheliche Kinder hat: Jazmin Grace (28) stammt aus einer Affäre mit einer Kellnerin und wurde 2006 vom Fürsten als seine Tochter anerkannt. Alexandre (16) war das Ergebnis einer Liaison mit einer Stewardess. Ein dritter Vaterschaftstest ist derzeit ausständig.

Die niederländischen Royals, auch nicht ohne

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Auch die niederländischen Royals waren immer wieder in Skandale verwickelt. Im Jahr sorgte "Margarita-Gate" für Aufregung. Prinzessin Margarita (47) warf Königin Beatrix (82) vor, sie bespitzeln zu lassen. Später stellte sich heraus, dass der Geheimdienst die Prinzessin und ihren Mann tatsächlich auf Anweisung der Königin Beatrix überprüft hatte. Allerdings handelte es sich dabei um eine zulässige Sicherheitsmaßnahme. Als sich der (2013 verstorbene) Prinz Friso 2003 mit Mabel Wisse Smit verlobte, kam allerhand aus deren Vergangenheit in die Gazetten. Gerüchte um Affären mit einem Drogenbaron und einem umstrittenen bosnischen Minister brachten das Parlament so weit, die Zustimmung zur Ehe zu verweigern. Friso heiratete seine Liebe dann trotzdem.

Der König, der in rotes Licht getaucht wurde

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So ganz einfach hatte es Schwedens Königin Silvia (76) mit ihrem Gatten Carl XVI. Gustaf (74) wohl nie. Die nicht autorisierte Biografie "Der widerwillige Monarch" setzte seinem Image gehörig zu: Darin war die Rede von Herrenabenden und bezahlten jungen Frauen. Der Monarch schwieg erst lange und stritt dann alles ab. Während Zeitungen seine Abdankung forderten, stellte sich ein angebliches Beweisfoto aus einem Nachtklub als plumpe Fälschung heraus. Auf sein Volk wirkt der leidenschaftliche Jäger überheblich – für Sympathien sorgen ganz eindeutig seine als volksnah geltenden Kinder Victoria (44), Carl Philip (41) und Madeleine (38). Erstere übernahm längst königliche Pflichten.

Infantin mit dem Ehemann im Gefängnis

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Nein, die Spanier sind nicht mehr die größten Anhänger der Monarchie: Bereits vor dem Skandal rund um Juan Carlos rumpelte es im Gebälk: Noch nicht vergessen im Volk ist auch der Korruptions- und Steuerbetrugsskandal rund um den Mann von Prinzessin Cristina, Schwester des derzeitigen Königs Felipe VI.:Iñaki Urdangarin wurde in der Affäre um die vermeintlich gemeinnützige Stiftung "Nóos" wegen Veruntreuung von sechs Millionen Euro Steuergeldern sowie wegen Urkundenfälschung, Geldwäsche und Betrugs zu knapp sechs Jahren Haft verurteilt verurteilt worden. Der Skandal hatte viel Aufsehen erregt. Cristina wurde der Beihilfe zum Steuerbetrug beschuldigt, aber freigesprochen. Sie ist die jüngere der beiden Schwestern Felipes und die Nummer sechs in der Thronfolge.

Inszenierte Ehe und Damen-Hygieneartikel

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Mittlerweile empfängt er von seinem Volk Sympathien (seine zweite Gattin auch beinahe), das war aber nicht immer so: 1981 heiratete Prinz Charles staatstragend Diana Spencer. Das Königreich jubilierte, hinter den Kulissen war die Verbindung aber alles andere als harmonisch und stabil. Der Prinz (heute 71) fühlte sich zu seiner Jugendliebe Camilla Parker Bowles hingezogen, was die Ehe letztlich in Trümmer legte. Dass die geschiedene Diana 1997, von Paparazzi gejagt, bei einem Autounfall in Paris starb, versetzte die Welt in einen Schockzustand. Charles’ heimlich mitgeschnittene Liebesschwüre an Camilla (heute 73), in denen er ihr eröffnete, gerne ihr Tampon sein zu wollen, sorgten für den nächsten Skandal. Heute gilt er als solider, ewiger Thronanwärter – und Öko-Fan.