"Thomas Anders hat die Modern-Talking-Titel ganz toll gesungen. Aber jetzt singe ich sie so, wie sie mal im Original bei den Demo-Aufnahmen waren", erklärte Dieter Bohlen im Vorfeld der Tournee. Immer wieder war er zwar in Russland und Südamerika aufgetreten, aber im deutschsprachigen Raum hat er seit 16 Jahren keine Konzerte mehr geben. Nun denn: "Bei der Tour geht es ja nicht darum, dass Dieter den besten Sänger sucht", lacht der 65-Jährige. Der ist er selbst sowieso nicht. Manchmal erinnert er an Kermit, den Frosch, dann krächzt er mehr als er singt, gibt dann aber auch plötzlich Gas, aber das Volumen fehlt.
Nicht umsonst steht ein wirklicher Sänger mit auf der Bühne, der Bohlen doppelt und stützt, wenn es bei den Strophen doch zu eng wird (und den er übrigens nicht einmal vorstellt). Was hätte er sich wohl selbst als Kandidat einer Castingshow anhören müssen?

Bei den Refrains singen ohnehin fast alle Mitglieder der gestandenen siebenköpfigen Band mit, zudem gibt es Chöre aus der Konserve. Die Musiker sehen nicht so aus, als ob sie daheim Produktionen von Dieter Bohlen hören, aber sie machen einen exzellenten Job.

"Jetzt quietscht's gleich", scherzte der selbst ernannte Pop-Titan kurz vor einem Modern-Talking-Refrain. Und von denen gab natürlich alle große Erfolge, vom Debüt "You're My Heart, You're My Soul" über "Brother Louie", "Atlantis Is Calling (S.O.S. For Love)" und "Win The Race" bis zur letzten (und wohl coolsten) gemeinsamen Single "TV Makes The Superstar" aus 2003.

Bohlen braucht zudem einen Teleprompter, um auch textlich über die Runden zu kommen - vor allem bei den Songs, die er für DSDS-Gewinner wie Mark Medlock oder Pietro Lombardi produziert hat oder auch beim Nummer-eins-Hit "Midnight Lady" (den er ursprünglich Rod Stewart angeboten hat), obwohl die Texte ja eigentlich aus seiner Feder stammen. Immer wieder muss er hinunter auf den Teleprompter schauen, um die nächste Zeile zu können . . . à la "It's a night I will remember, together we are stronger than alone!" Die rund 5000 Besucher in der Wiener Stadthalle bekamen aber das, was sie wollten - und zu dem sie feierten: Mega-Ohrürmer und immer wieder den typischen Modern-Talking-Sound. Und da standen alle Generationen dann Seite an Seite. Sichtlich glücklich. Für die einen war es Nostalgie, ein Abend mit Weggefährten, für die anderen eine kultige Party live - ohne die Trennscheibe des Fernsehers. Passend zum Abschluss: "We Have A Dream". Bohlen selbst hat sich schon mehrere erfüllt.