"Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“ Das stellte Gott höchstpersönlich fest, als er seinen frisch geschaffenen Adam offenbar etwas lustlos im Paradies herumhängen sah. Lange ist das her. Heute sehen sich die irdischen Stellvertreter und Statthalter desselben Gottes – jedenfalls die meisten katholischen – zum Alleinsein verpflichtet. Eine Eva ist für sie nicht vorgesehen. War zur Komplettierung des Paradieses einst die Zweisamkeit nötig – auch die sexuelle –, so hören Geistliche heute, „um des Himmelreiches willen“ sei Einsamkeit das höchste Ideal.
Dass geweihte Männer immer schon am Zölibat zerbrechen, verwundert da nicht.

Der Kindberger Pfarrer Andreas Monschein und der spanische Bischof (!) Xavier Novell Gomà sind nur die jüngsten Beispiele. Wobei das Verliebtsein in eine Frau, wie Monschein in der „Kleinen Zeitung“ durchscheinen ließ, oft nur der Endpunkt einer Persönlichkeits- und Berufskrise ist, einer Entfremdung von der Kirche auch, ferner der Ausweg aus geradezu mörderischen Arbeitsbedingungen, die im Katholizismus wie selbstverständlich aus dem Zölibat abgeleitet werden.
Ehelosigkeit soll die Priester ja zur „Totalhingabe“ an Gott befreien, verlangt aber praktisch einen 24-Stunden-Arbeitstag, siebenmal pro Woche. Der Druck steigt umso mehr, je weniger Priester es gibt. Das wiederum liegt auch an der verordneten Ehelosigkeit; die Katze beißt sich in den Schwanz. Schafft sich die Kirche mit dem Zölibat also selber ab?

Zölibat indes ist nicht gleich Zölibat. Wer ins Kloster geht und auf lebenslang Armut, Gehorsam, Keuschheit gelobt, tut dies aus freier Entscheidung. Den Verzicht auf weltliche Annehmlichkeiten – Luxus, Sexualität – um höherer, geistlicher Güter wegen, gibt es seit den Frühzeiten des Christentums. Askese galt als bevorzugtes Mittel gegen die Sünde und als „der“ Weg zur Heiligkeit.