Wäre der Wörthersee ein Mensch, er wäre wohl einer, der sich gern im Scheinwerferlicht sonnt. Ein Schöngeist und Genießer mit Hang zur Exzentrik. Strahlend, selbstbewusst, zappelig. Doch abseits der öffentlichen Wahrnehmung gäbe es ein zweites Gesicht. Ruhiger und verträumt. Ein tiefgründiger Naturliebhaber.

Diese scheue Seite des Wörthersees lässt sich nicht ohne Mühen entdecken. Sie verbirgt sich in den dichten Wäldern, an den Ufern glitzernder Teichlandschaften, auf den Gipfeln sanfter Hügel. Doch sie offenbart sich rasch, sobald man sich auf die Spur des blau-weiß-blau markierten Weges begibt.

Verwunschene Wälder säumen das Ufer des Wörthersees
Verwunschene Wälder säumen das Ufer des Wörthersees © Martin Hofmann/Visit Wörthersee

Der Wörthersee-Rundwanderweg ist eine 55 Kilometer lange Tour einmal rund um die viel zitierte größte Badewanne Österreichs. Weitgehend unbefestigt führt der Pfad die Wanderer immer wieder weg vom plakativen Blickfang des türkisen Wassers und nimmt sie mit ins charmante Hinterland des Wörthersees. Dorthin, wo urige Bauernhöfe, alte Schlösser oder schmucke kleine Kapellen von der eigentlichen Herkunft dieser Region erzählen. Und er ist gerade jetzt, im aufkeimenden Frühling, eine Entdeckung wert.

Die Rundtour gliedert sich in vier Etappen, gut verteilt auf Nord- und Südufer in jeweils elf bis 18 Kilometer lange Einheiten. Immerhin 1400 Höhenmeter kommen auf dem Gesamtverlauf zusammen, obwohl der höchste Punkt – der Pirkerkogel am Nordufer – gerade einmal auf 666 Meter Seehöhe liegt.

Der Ausblick von der Hohen Gloriette
Der Ausblick von der Hohen Gloriette © Martin Hofmann/Visit Wörthersee

So wandert man dahin im angenehm kupierten Gelände, hangelt sich weiter zwischen herrlichen Aussichtspunkten, gemütlichen Rastplätzen, verwunschenen Waldstücken und meditativen Teichkulissen. Der gesamte Wegverlauf ist bestens beschildert, auch die Abzweigungen hinunter in die Ortszentren, von wo man per Schiff, Bahn oder Bus wieder zurück zum Startpunkt kommen kann, sind kaum zu verfehlen.

Die Landschaft verändert stets ihren Charakter. Entlang des Nordufers spaziert man in der Tradition der Wiener Sommerfrischler um 1900, vorbei an Schloss Drasing oder der Ruine Leonstein zu Panoramapunkten wie der Hohen Gloriette oder dem Pavillon Karawankenblick.

Das Südufer dagegen ist wilder. Weniger von Wanderern bevölkert, dafür mit fast mystischen Höhepunkten wie dem idyllischen Trattnigteich, den sagenumwobenen Teixlkreuzen, den Spintikteichen.

Einmal rundherum reicht, um den Wörthersee in einem ganz neuen Licht zu sehen. Immer noch schillernd und schön. Aber um viele bezaubernde Facetten reicher.

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