Ich habe den Lift gehasst.“ Erich Moschers Augen blitzen spitzbübisch. Er weiß um den Überraschungseffekt dieser Aussage. Denn Lifte und Pisten sind Eckpfeiler im Leben des heute 79-Jährigen, Ski die Bretter, die für ihn beruflich die Welt bedeutet haben.

Als Skilehrer war er landes-, bundes- und weltweit einer der führenden Funktionäre. Der Beruf hat ihn schon vor über 40 Jahren bis nach Japan und in den Iran gebracht. Er war in Tokios Kaiserpalast und zum Abendessen mit Persiens damaligem Schah geladen. In den Bergen rund um Teheran unterrichten Skilehrer heute noch nach seinen Plänen.

Die heimische Kinderskilehrerausbildung ist eine Erfindung Moschers. Ehrenurkunden und Auszeichnungen aus der ganzen Welt zieren als Ergebnis dieses Engagements die Räume des familieneigenen, direkt an der Piste in Hohentauern gelegenen Hotels.

Erich Moscher, der "Hausherr" in Hohentauern
Erich Moscher, der "Hausherr" in Hohentauern © Gery Wolf

Draußen ziehen dick eingepackte Minis ihre ersten Schneepflugbogerln in den heuer besonders üppig gefallenen Naturschnee. Die Hangneigung ist für die Anfänger perfekt, der Tellerlift gnädig. Die Mutigeren unter den Knirpsen kurven am kleinen Liftkassahäuserl vorbei direkt zum Schlepplift – das Zielobjekt von Moschers kindlichen Hasserinnerungen.

Die Urvariante des Lifts hatte Moschers Großvater im Verbund mit lokalen Gastwirten, dem Kaufmann und dem Schullehrer schon 1949 errichtet. Erich Moscher ging damals in die örtliche Volksschule. Kamen Skifahrer, rief Moschers Vater in der Schule an, damit einer seiner Söhne zur Unterstützung nach Hause geschickt wurde. Moscher junior musste dann bei bis zu minus 18 Grad raus aus dem warmen Klassenzimmer und beim Lift aushelfen. Deshalb der frühe Hass.

„Knusperhäuschen“ am Lifteingang
„Knusperhäuschen“ am Lifteingang © HÖFLER

Bis aus Graz und Wien reisten die Gäste damals schon an. Mit dem Zug strandeten sie in Trieben, die letzten zehn Kilometer hinauf nach Hohentauern ging es zu Fuß. Das Gepäck holte Moschers Vater mit der Pferdekutsche. Erst später kam der Postbus, für den die Moschers ihren Stall in eine Garage umbauten. Zur Pistenpräparierung wurden damals jeden Mittwoch Soldaten des nahen Fliegerhorsts in Zeltweg „eingeladen“: Sie mussten staffeln und durften dafür den Lift benutzen.

Heute erledigen das Pistengeräte. Sie bearbeiten die elf Pistenkilometer rund um die vier Lifte am Wirtsgupf zu einem abwechslungsreichen, familientauglichen Revier für Skifahrer. Mitgeliefert werden Ausblicke auf den Großen Bösenstein, den Triebenstein und eine Ferien(holz)hausanlage am Ortsrand. Auch die ist eine „Erfindung“ Moschers. Von einem Norwegen-Aufenthalt brachte er die Idee mit. Nach einem Bewilligungsmarathon eröffnete er vor 40 Jahren die erste derartige Anlage in Österreich in Hohentauern.

Für die Entwicklung ganzer Skigebiete wurde Moschers Expertise später gar in Indien, Rumänien, der Türkei und China nachgefragt. Lebensmittelpunkt blieb aber Hohentauern. Und der Lift, mit dem alles begann. Aus dem Hass ist längst Liebe geworden.

Mehr zum Thema