Ausgangspunkt für diese kulturhistorische Reise in unmittelbarer Nachbarschaft ist die Talstation der Velika-Planina-Bergbahnen, zehn Kilometer nördlich des Städtchens Kamnik im Kamniska-Bistrica-Tal. Schon die altehrwürdige, kürzlich renovierte Gondelbahn, die nach der „Bezwingung“ der Südwand von einem Sessellift abgelöst wird, ist ein Erlebnis. Und das ganzjährig. Wer lieber zu Fuß unterwegs ist: Für die 1126 Höhenmeter benötigt man knappe vier Stunden vom Campingplatz „Alpe“.

Oben, ganz oben angekommen, weitet sich der Blick. Im Norden die grandiose Kulisse der Steiner Alpen und der Karawanken. Nur einen Steinwurf entfernt vom Naturpark Logarska dolina. Im Süden das Becken von Laibach. Rundum und dazwischen tiefe Schluchten und endlose Wälder. Nicht umsonst wird dieses Juwel in Slowenien in einem Atemzug mit Piran und Laibach genannt.

Die jurtenähnlichen Gebäude der einzigartigen Hirtensiedlung, die alle Zeiten überdauert zu haben scheint, sehen alle gleich aus und sind doch anders. Ihr Alter ist unbekannt – Funde zeigen aber, dass diese Hochebene schon in der Jungsteinzeit die ersten Besucher hatte.

Janez Bizjak, langjähriger Direktor des Nationalparks Triglav und selbst sein Leben lang alpenforschend: „Die slowenischen und Kärntner Almen sind sich ziemlich ähnlich. Auch der Baustil auf den piemontesischen und französischen weist übergreifende Ähnlichkeiten auf. Aber egal wo und aus welchem Material, alle Gebäude sind rechteckig. Nur auf der Velika Planina gibt es die runden und ovalen Formen.“

Noch augenscheinlicher wird der außergewöhnliche Charakter beim Besuch eines der Gebäude. Die beste Möglichkeit dazu ist die „Preskarjeva bajta“, die Preskarhütte, mit ihrer Museumssammlung. Beim Eintritt kommt man zuerst in den rundum führenden Stall für Kühe, Schafe und Ziegen. Nach dem Durchschreiten erreicht man den „Wohnkomplex“ der Hirten. Während die Außenmauern aus Steinen sind, besteht der „Kern“ aus einem Holzgeviert mit Koch- und Waschmöglichkeit und Bett. Die mit Fichtenschindeln gedeckten Dächer schützen das ganze Gebäude.

Die besondere Form der Gebäude bleibt ein Rätsel
Die besondere Form der Gebäude bleibt ein Rätsel © Ana Pogačar

Über die Jahrhunderte – der im Vorjahr verstorbene Alpenforscher Hans Haid war sogar überzeugt davon –, über Jahrtausende, hat sich hier, auf den letzten Ausläufern der Alpen, eine Hirtenkultur erhalten, die anderswo längst verloren ging. Die besondere Form der Gebäude bleibt ein Rätsel.

Kulinarische Höhepunkte – zum Beispiel in der Gaststätte „Zeleni rob“ – sind die in der Gegend bekannten Struklji (mit Topfen gefüllte Teigrollen) oder Sterz mit Sauermilch. Regionale Eintöpfe kann man im Domalski, Jarski und Èrnuski dom auf Mala Planina während einer Wanderung genießen.

Auch wenn der Herbst die schönste Zeit für einen Besuch wäre, nach dem Almabtrieb senkt sich relativ rasch wieder die Stille über das einzigartige Plateau der Velika Planina.

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