Höhlen haben den Menschen immer schon Respekt abgerungen. Man nutzte sie seit Jahrtausenden als Zufluchtsort, aber bis in die Neuzeit hinein stets nur entlang der ersten Meter. Tiefer im Erdinneren fürchtete man, auf Ungeheuer oder gar den Teufel zu treffen. Als Beweis dafür dienten von Flüssen ans Tageslicht gespülte tote Grottenolme. Die Lurche, die ausschließlich in Höhlen leben, wurden für Drachenbabys gehalten.

Erst 1797 bekam ein Mensch ein lebendes Exemplar der Gattung zu Gesicht – überraschenderweise ohne von einer feuerspeienden Drachenmama gegrillt zu werden. Der Fund gelang dem Entdecker Josip Jeršinovič Ritter von Löwengreif in der berühmten Adelsberger Grotte im heute slowenischen Postojna. Seither reißt die Faszination nicht ab: Trotz der Touristenströme gilt die unterirdische Wunderwelt nach wie vor als Hotspot, wenn es um die Erforschung der noch immer rätselhaften Tiere geht.

Unter der Burg ist ganz links der Eingang in das Höhlensystem zu sehen
Unter der Burg ist ganz links der Eingang in das Höhlensystem zu sehen © Helmuth Weichselbraun

Was weiß man über Grottenolme? Die 20 bis 40 Zentimeter langen und scheinbar durchsichtigen „Drachenbabys“ sind völlig blind, können bis zu zehn Jahre ohne Nahrung auskommen und 100 Jahre alt werden. Sie leben auf Sparflamme und sind nur etwa fünf Minuten täglich richtig aktiv. 2016 konnten in Postojna erstmals 21 junge Grottenolme beim Schlüpfen beobachtet werden, die Foto- und Videoaufnahmen gingen um die Welt.

Ab sofort können sich Besucher selbst ein Bild vom seltenen Nachwuchs machen: Spezielle VIP-Touren führen zu einem neuen Aquarium, in das drei „Drachenbabys“ übersiedelt sind. „Wir nennen diese Führung so, weil die Tiere unsere berühmtesten Bewohner sind, VIPs sozusagen“, erklärt Katja Dolenc Batagelj, die das Forschungszentrum leitet. Die Zahl der Teilnehmer ist auf 30 pro Tag limitiert. „Wir wollen die Olme keinem unnötigen Stress aussetzen.“

Ebenfalls nur Kleingruppen ist eine weitere unterirdische Attraktion vorbehalten: die Erkundung der Gänge unter der nur wenige Kilometer von Postojna entfernten Höhlenburg Predjama, die als größte ihrer Art im Guinnessbuch der Rekorde steht. Während das Bauwerk selbst öffentlich zugänglich ist, muss man sich für Touren durch das gigantische dazugehörige Höhlensystem vorab anmelden. Es warten 700 unbeleuchtete Meter, Inschriften aus dem Mittelalter, Tropfsteine und Fledermäuse.

Ein Helm mit Lampe ist im Preis inbegriffen, ein wenig Mut muss allerdings selbst mitgebracht werden. Abstand halten kann man locker – nur nicht zu viel. Die Gänge waren früher nicht umsonst gefürchtet. Sie gleichen einem Labyrinth.

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