Einfache Kutschen, sogenannte Buggies, aus denen verstohlen Frauen mit Spitzenhäubchen in die Landschaft blicken, während die Männer am Sitzbock die Zügel lenkend in Gelassenheit Chevy und Co auf der Landstraße passieren lassen. Zwei, vier oder noch mehr vorgespannte Pferde, die mit Stroh aufgehäufte Fuhrwerke wie anno dazumal über unendlich weite Äcker ziehen und ihren landwirtschaftlichen Dienst leisten.

Idyllische Picknickplätze, an denen strohbehütete Buben in
ihren einfachen Hemden und mit Trägern festgehaltenen Hosen wie Mädchen in ihren langen Kitteln mit Schürzen und Häubchen am Kopf spielen. Gleich einfach die Kleidung der Erwachsenen, die ihre Erfüllung in gemeinschaftlichen Momenten zu finden scheinen. Es sind Amish People, die als verfolgte, täuferisch-protestantische Glaubensgemeinschaft mit Wurzeln in Süddeutschland, dem Elsass und der Schweiz ab dem Jahre 1709 in die USA einwanderten. Rund 300.000 leben heute noch vorwiegend in den US-Bundesstaaten Ohio, Pennsylvania und Indiana ihr Leben ungeachtet jeglicher Modernisierungs- und Zivilisationsauswüchse nach ihren strengen Glaubensregeln.

In ihren Siedlungshochburgen ist ihre Präsenz bei Interesse sichtbar, wenn auch nicht wirklich nahbar. All jenen Reisenden, die in Zeiten völliger Options- und Reizüberflutungen ihrer Sehnsucht nach dem reduzierten Dasein nachkommen wollen, sei das Fahren durch diese Lande geraten. Allein der Anblick, oder sei es auch zeitweise vielleicht nur der Anschein dieses einfachen, ruhigen Lebens, wirkt wie Balsam auf der Seele und macht glücklich – zumindest in unvergesslichen Reisemomenten.

Regina Rauch-Krainer ist Leiterin des Kulturreiseveranstalters TLS Reisekultur.