Umweltfreundlich und zu fairen Arbeitsbedingungen produzierte Mode ist heute keine Seltenheit mehr. Vom Unterleiberl bis zum Beinkleid wird man mühelos fündig, bei den Schuhen ist es allerdings schwer. Mit der Lederverarbeitung bzw. den Gerbereien und Färbereien gehen Umweltvergiftung und prekäre Arbeitsverhältnisse einher. Vegane, also lederfreie Schuhe als Alternative? „Wenn man nur an die Ökologie denkt, schneiden manche Materialien unter den derzeitigen Marktverhältnissen sicher besser ab als Leder. Nachhaltigkeit besteht aber aus drei Säulen, wenn man neben der ökologischen auch die wirtschaftliche und menschenrechtliche mitdenkt, gibt es wenig Alternativen“, sagt dazu Gertrude Klaffenböck, die bei „Südwind – Verein für Entwicklungspolitik und Globale Gerechtigkeit“ die Clean-Clothes-Kampagne (CCK) koordiniert.

Das große Problem bei Schuhen: „Wenn es um Lederersatzprodukte geht, sei es Wolle oder recycelter Kunststoff, sind die Arbeitsbedingungen der Menschen und die Bedingungen der Rohstoffbeschaffung entlang der Lieferkette – wie beim Leder – leider wenig transparent.“
Aber immerhin: Es gibt den Trend zur Verbesserung. 2016, als im Rahmen der CCK in einem EU-weiten Projekt mit 17 europäischen Partnerorganisationen Schuhproduzenten bzw. -händler zum Umgang mit menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten befragt wurden, standen die meisten davon gerade am Anfang, wie Klaffenböck erklärt. Mittlerweile würden sich führende Unternehmen um eine Dokumentation ihrer Produktionskette und ein Umweltmanagementsystem bemühen. „Aber alles ist noch sehr lückenhaft, und für Konsumenten ist die Werbungssprache schwer von zuverlässiger Information zu trennen.“

Ein verlässliches Gütesiegel ist dabei das österreichische Umweltzeichen, das auch bei Schuhen vertreten ist, wenn auch nicht massenweise. Wer österreichische Erzeugnisse wählt, könnte theoretisch auch beim Hersteller nachfragen, womit, wo und wie genau produziert wird. „Leider sind auf öffentlichen Dokumenten bzw. Webseiten aber keine systematischen Dokumentationen zu finden“, sagt Klaffenböck. Teure Markenschuhe schneiden dabei nicht besser ab als billige No-Name-Produkte.
Ein österreichisches Schuhunternehmen, das sich in Sachen Nachhaltigkeit zu den Vorreitern in seiner Branche zählt, ist Legero United. 2015 hatte der Konzern mit einem Think!-Schuh erstmals ein mit dem österreichischen Umweltzeichen versehenes Schuhmodell im Sortiment. „Heute sind 36 unserer Artikel mit dem österreichischen Umweltzeichen und 22 mit dem Blauen Engel ausgezeichnet“, heißt es auf Nachfrage. Wichtig zu wissen: Die Zertifizierung betrifft immer die gesamte Produktion eines spezifischen Modells, ist also aufwendig und teuer. Die Kosten für die Prüfverfahren werden laut Legero United über ein gesondertes Budget finanziert und nicht in den Endverbraucherpreis einkalkuliert.

Beim vertiefenden Gespräch über die Nachhaltigkeitsagenda des Konzerns kommt man unweigerlich auf eine unternehmenseigene Entwicklungsplattform für nachhaltige Materialien und die Teilnahme an unterschiedlichen Brancheninitiativen zu sprechen, die Konsumenten weitgehend unbekannt sein dürften. Aber je mehr Unternehmen bei solchen Initiativen mitmachen, desto mehr könne man gemeinsam bewirken, ist man in der Chefetage des Konzerns überzeugt.