Krautgulasch, Reste-Eintopf oder Wintergemüse-Curry: Keine Rezepte, die sich nach dem Geschmack einer durchschnittlichen Jugendlichen anhören? Für die 14-jährige Lea Elçi, die die Speisen gesammelt und mit insgesamt 22 Rezepten in ihrem Kochbuch „Umessen“ (Selbstverlag) veröffentlicht hat, sind sie vor allem eines, nämlich klimafreundlich. Im Rahmen eines Schulprojektes hat die junge Hamburgerin sich intensiv mit dem Thema Klimawandel auseinandergesetzt. „Ich habe viel darüber nachgedacht, was wir verändern müssen“, erzählt Elçi, die sich auch aktiv bei „Fridays for Future“ einbringt. Ihr persönlicher Zugang, im Kleinen zu verändern, was man verändern kann, findet in ihrem Kochbuch Niederschlag.

Schmackhaft und nachhaltig

Für die Rezeptauswahl hat sich die 14-Jährige Profis an ihre Seite geholt, so auch Fernsehköchin und Politikerin Sarah Wiener und Food-Journalist Benjamin Cordes. Sie liefern nicht nur schmackhafte Ideen für die regionale und saisonale Küche, sondern auch Gedanken zu Nachhaltigkeit. Profis am Herd hat die junge Klimaschützerin auch zu Hause: Ihr Vater ist kein geringerer als der „Kantinenrevoluzzer von Hamburg“ Koral Elçi. Mit seiner mobilen Kocheinheit „Kitchen Guerilla“ hat er „Kantinenfraß“ den Kampf angesagt. Sein Motto: Kantinenessen muss nicht per se schlecht schmecken. Der größte Kantinenkunde ist derzeit die Facebook-Niederlassung in Hamburg.

Papa Koral wie auch Mama Jasmin Amiri, die übrigens Konditorin ist, steuerten beim Kochbuch nicht nur Rezepte bei. Eine gute und gesunde Esskultur wurde der jungen Herausgeberin förmlich in die Wiege gelegt. „Wir haben zu Hause immer bio gekocht oder Produkte von Demeter verwendet“ erzählt Elçi. Sie selbst koche allerdings nicht so gerne. Essen tue sie jedoch mit Leidenschaft. Obwohl sie Fleisch eigentlich mag, verzichtet sie ganz bewusst darauf. Massentierhaltung sei eine „kranke Industrie“, die sie keinesfalls unterstützen wolle. „Ich finde es einfach falsch, Lebewesen so zu behandeln“, so die 14-Jährige. Bewusster Fleischgenuss aus tiergerechter Haltung sei für sie aber in Ordnung.
Vater Koral Elçi liefert das einzige Fleischgericht für die nachhaltige Rezeptesammlung – Wildschweindöner. Warum gerade Wild? „Wildschweine werden nicht gehalten, sie werden erst dann geschossen, wenn sie gegessen werden“, erklärt die junge Klimaschützerin und betont die Klimafreundlichkeit von Wild generell.

Klimademos alleine reichen nicht

Zur Überzeugung, dass alle etwas zur Verbesserung des Klimas beitragen müssen, ist Elçi während eines Aufenthaltes in Schweden gekommen. „Als wir am Abend gemeinsam ums Feuer saßen, wurde mir bewusst, dass es nicht reicht, jeden Freitag auf Demos zu gehen, sondern dass wir unsere Gewohnheiten grundlegend ändern müssen. Auch in der Küche“, schreibt sie in ihrem Vorwort. Was sie noch ändern würde? „Mehr miteinander, mehr im Einklang mit der Natur leben, nicht dieses Zerstörerische und nur Wachstum ausgerichtete Handeln.“ Und: Sich weniger auf oberflächliche Dinge konzentrieren, sondern darauf, wie man glücklich leben kann.“ Ein zweites Kochbuch mit weiteren Rezepten ist bereits in Arbeit.

Krautgulasch
Krautgulasch © KK, Umessen
Ofenschlupfer (Scheiterhaufen)
Ofenschlupfer (Scheiterhaufen) © KK, Umessen

Mehr zum Thema