Manche Flecken Erde im Vulkanland sind entlegener als die anderen. Tieschen ist so ein Ort. Er birgt nicht nur eine überlebensgroße Statue des heiligen Franziskus, er ist auch Sitz einer Winzervereinigung, die ihn ganz und gar ins Zentrum ihres Wirkens stellt.

Zwölf Winzer aus Tieschen fanden sich 2006 zusammen, stellten ihr Tun unter das Zeichen des „Tau“ und widmeten sich von Anfang an dem Ortswein. Nur, dass es die Bezeichnung Ortswein damals noch nicht gab. Denn die Kategorie, in dem nur Trauben aus einem Ort, nicht aus der ganzen Region verwendet werden, wurde erst 2018 mit dem DAC-Herkunftssystem zwischen die Gebiets- und Riedenweine geschoben.

Ein Ortswein spiegelt den Charakter des Ortes wider – des teils pannonischen Klimas, des warmen Bodens und ein bisschen auch den der Menschen, die Hand an ihn legen. In Tieschen zumindest ist das ein Faktor. Denn in jeder Flasche, den die zwölf Tau-Winzer produzieren, steckt auch ein wenig vom Charakter der Tieschener.

Ein Wein mit Ecken und Kanten

„Wir sind offenherzig, lebensfroh, verstehen es zu feiern, sagen ehrlich, was wir denken. Vielleicht sind wir auch ein bisserl verrückt. Und wir haben Ecken und Kanten“, sagt der Obmann der Tau-Winzer, Patrick Altenbacher, lächelnd. Genau das macht auch die Tau-Weine aus.
Es sind Weine mit Ecken und Kanten, einer ausgeprägten Mineralität, geprägt von den Basaltböden einer jahrmillionenalten Vulkan-gebeutelten Landschaft. Eine breite Palette an Burgundern, von fruchtig bis kräftig.

Etwas anderes kommt den Tau-Winzern nicht ins Glas. Von Anfang an favorisierten sie Weißburgunder, Chardonnay und Grauburgunder, obwohl jeder einzelne Weinbaubetrieb auf die steirische Vielfalt setzt.
Doch die Tau-Gemeinschaft füllt nur diese drei Sorten und es gibt klare Richtlinien. Nur hochreife selektionierte Trauben aus Tieschen werden verwendet. Jeder Jahrgang bleibt aber dem Winzer selbst überlassen.

Die Tau-Vereinigung: elf Winzer, eine Winzerin
Die Tau-Vereinigung: elf Winzer, eine Winzerin © tauwein.at

Winzerfest im September

Ob man einen reinsortigen Burgunder in Flaschen zieht oder eine Cuvée – ein Geheimnis bleibt es in jedem Fall, was in der Flasche steckt, bis man sie umdreht. Denn das Etikett auf der Vorderseite aus der mittlerweile preisgekrönten Marketinglinie rückt allein den Ort in den Vordergrund. Mit dem Jahrgang 2021 will man im nächsten Jahr statt wie bisher am 1. Mai erst im September auf den Markt kommen. Dafür wird heuer das traditionelle Winzerfest am 5. September auf dem Hof des Weinguts Locknbauer gefeiert.

Wer schon vorher alle zwölf Tau-Weingüter auf einen Streich erleben will, erwandert sie – von der überlebensgroßen Franziskusstatue geht es rund 16 Kilometer durch die sanfte Hügellandschaft, noch tiefer ins Vulkanland. Nicht zuletzt lautet der Slogan der Tau-Winzer: „Wer uns findet, findet uns gut."