Elf Jahre sind seit der Gründung der „Weinblüten“ vergangen. Die Winzerinnen Kathrin Seidl, Beatrix Lamprecht, Claudia Fischer-Gangl, Sigrid Sorger, Anne Hütter-Grießbacher und Bettina Tomaschitz im Gespräch:

Die Weinwelt ist männlich dominiert – wie behaupten Sie sich als Winzerinnen?
KATHRIN SEIDL: Mit Fachwissen haben wir uns den Respekt erarbeitet. Als Frau muss man mehr tun, um sich zu beweisen. Uns Weinblüten ist es wichtig, dass wir uns ehrliche Rückmeldungen über unsere Arbeit und Produkte geben, beim Weinmachen hast du nur eine Chance pro Jahr – und die muss optimal genützt werden.

In Ihrem Onlineauftritt inszenieren Sie sich verspielt als Teil eines Märchens. Wo liegen die märchenhaften Details im Arbeitsalltag einer Winzerin?
BEATRIX LAMPRECHT: Wenn man etwa den Sonnenaufgang beobachten darf. Uns ist bewusst, mit wie viel Arbeit dieser Beruf verbunden ist. Aber das Geschenk, in und mit der Natur zu arbeiten und sich Jahr für Jahr auf neue Herausforderungen zu freuen, macht all diese Strapazen vergessen. Diese Freude und Begeisterung bei der Produktion schmeckt man auch im Glas.

Was hat Sie bewogen, Winzerin zu werden?
SIGRID SORGER: Als Winzerin hat man nicht nur die Freiheit, eine wunderbare Kultur zu erleben, man kann auch etwas schaffen und sich dabei verwirklichen. Jede Flasche erzählt eine eigene Geschichte über die besonderen Momente und Herausforderungen eines Jahres.

Sie betonen vor allem die „Liebe zum Detail“, worin besteht sie denn beim Weinmachen?
SORGER: Unsere Weine entstehen im Kopf. Im Weingarten vertrauen wir auf eine händische Kultivierung der Rebstöcke, einen behutsamen Umgang mit den Böden und eine kontrollierte biologische Bewirtschaftung. Daraus resultieren langlebige Weingärten mit geringen Erträgen. Im Keller werden die Weine mit Zeit und Geduld zu Boten unserer Herkunft und Philosophie.

Seit der Gründung der Weinblüten sind elf Jahre vergangen – wie hat sich das Vulkanland als Weinbaugebiet in der Zeit verändert?
ANNE HÜTTER-GRIESSBACHER: Das Schönste hier ist definitiv der Gemeinschaftssinn. Mit den Winzern Vulkanland Steiermark wurde eine breite Plattform für Weiterbildung und Erfahrungsaustausch geschaffen. Fast 100 Mitgliedsbetriebe ziehen hier gemeinsam an einem Strang, um das Weinbaugebiet qualitativ hochwertiger und nachhaltiger zu machen.

Was zeichnet die Weingärten im Vulkanland aus?
BETTINA TOMASCHITZ: Viele kleine Weininseln mit einzigartigen Lagen an den Hängen erloschener Vulkane prägen das Gebiet. SORGER: Die Böden sind geprägt von Muschelkalk und Sandstein des Urmeeres sowie vulkanischem Verwitterungsmaterial und Basalt.

Welchen Einfluss haben die vulkanischen Böden und das illyrisch-pannonische Mischklima auf die Weinstilistik?
CLAUDIA FISCHER-GANGL: Was die Weine auszeichnet, ist eine feine mineralische Würze. Die Basaltböden wirken wie ein Wärmespeicher, geben die Sonnenenergie nachts an die Reben ab und sorgen so für eine feine Stoffigkeit. Vor allem Burgundersorten im Bereich Orts- und Riedenweine entwickeln sich zu großartigen Weinen mit Reifepotenzial.

Nicht zuletzt – zur Motivation für andere junge Frauen: Welche Talente braucht man denn, um Winzerin zu werden?
TOMASCHITZ: Das Interesse muss da sein. Wir sechs sind auf einem Landwirtschafts-/Weinbaubetrieb aufgewachsen. Unseren Eltern war es wichtig, uns das Gefühl zu geben, dass man auch als Frau einen Betrieb führen kann. Mit der Ausbildung an einer Fachschule für Weinbau- und Kellerwirtschaft wird das Wissen erweitert. Als Winzerin lernt man aber nie ganz aus.
SEIDL: Man ist seine eigene Chefin. Einerseits hat man keine fixen Arbeitszeiten – die Natur gibt uns vor, was gerade zu tun wichtig ist. Andererseits gibt es aber auch keine fixen Urlaubstage, die muss man sich schon selbst nehmen und Arbeits- und Privatleben harmonisch gestalten. Wir Winzerinnen sind richtige Organisationstalente.