Bist du als Spitalsclownin eigentlich Ärztin?
Karin Nagele: Nein. Ich war lange Zeit Lehrerin und Journalistin. Und jetzt bin ich Clownin. Früher wusste ich nicht, was ich von Beruf sein wollte. Als Clownin habe ich dieses Problem nicht: Ich kann jeden Tag jemand anderes sein.

Wie arbeitest du während Corona?
Nagele: Alles, was ich sonst im Krankenhaus mache, mache ich jetzt gerade mit dem Computer. Und zwar mit Videotelefonaten. Das ist ziemlich praktisch. Durch bestimmte Programme kann ich sogar ein Krokodil hinter mir erscheinen lassen. Oder meine Lieblingskuh. Wir Clowns besuchen aber auch Innenhöfe von Spitälern. Wenn schon nicht drinnen, dann draußen: Letzte Woche haben wir Patienten auf der Kinderstation mit der Hebebühne überrascht.

Bringst du jedes Kind zum Lachen?
Nagele: Nein. Und das will ich auch gar nicht. Ich habe nicht den Anspruch, dass jemand nach meinem Besuch Tränen lachen muss. Manche Menschen sind einfach schlecht drauf. Und das ist auch okay. Mir geht es darum Menschen zu begegnen und ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Aber ich fordere von niemanden Lachen ein.

Sprichst du mit Kindern über ihre Krankheiten?
Nagele: Das kommt darauf an. Ich gehe nirgends hin und sage: ‚So! Jetzt reden wir über deine Blinddarmentzündung.‘ Aber zeigt mir ein Kind etwa seine OP-Narbe, ist das etwas anderes. Ich habe zum Beispiel auch zwei Narben – die können wir dann um die Wette vergleichen. Welche ist schöner?

Ist lachen gesund?
Nagele: Ich glaube ja! Spaß ist kein Wundermittel, aber man sieht manche Probleme etwas leichter und kann sie dadurch vielleicht auch besser lösen.