"Wie kommt man heuer zu einem Grippeimpfstoff?" Das war eine der Fragen, mit denen sich User an unsere Experten beim dritten Gesundheitstalk wandten. Arzt und Impfexperte Michael Adomeit sowie Apothekerkammerpräsident Gerhard Kobinger standen zum Thema Impfen Rede und Antwort.

"Wir werden heuer wahrscheinlich zu wenig Grippe-Impfstoffe haben. Österreich war beim Grippeimpfen immer ganz schlecht, letztes Jahr haben sich nur acht Prozent der Bevölkerung impfen lassen", erklärt Kobinger. Etwa 770.000 Grippe-Impfstoffe gab es im letzten Jahr, 50.000 davon mussten entsorgt werden. "Es hat einfach keinen interessiert."

Die Impfstoff-Firmen bestellen ihren Bedarf nach dem Bedarf des Vorjahres: "Im September/Oktober 2019 wurde der Bedarf für 2020 bestellt - und damals wusste noch keiner, wie man Corona buchstabiert", fasst Kobinger zusammen. "Jetzt aber sagen viele Menschen völlig zurecht: Wenn es schon keinen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt, dann möchte ich mich vor den anderen Krankheiten schützen."

Die Konsequenz: Bis zu 27 Prozent der Österreicher wollen sich laut einer Umfrage des Gesundheitsministeriums heuer gegen Grippe impfen lassen. Das hat zu einer enormen Nachfrage geführt - der Hype besteht international. "Viele Apotheken führen Reservierungslisten, einige haben die Listen schon voll", sagt Kobinger.

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  1. Impfen: Was bringt das überhaupt?
    Impfungen sind ein Trainingslager für das Immunsystem: Sie konfrontieren es zum Beispiel mit abgeschwächten Krankheitserregern und schützen uns so vor einer „echten“ Infektion. „Impfungen ist es zu verdanken, dass wir durch viele Krankheitserreger nicht mehr krank werden“, sagt Michael Adomeit, Obmann der Wissenschaftlichen Akademie für Vorsorgemedizin und Impfreferent der Ärztekammer. Er ist der medizinische Experte beim dritten Gesundheitstalk der Kleinen Zeitung. So konnte die Weltgesundheitsorganisation heuer im August Polio („Kinderlähmung“) in Afrika für ausgerottet erklären.




  2. Wie häufig sind Nebenwirkungen von Impfungen?
    Hier müsse man laut den Experten unterscheiden: Es gibt Impfreaktionen wie eine Schwellung an der Einstichstelle oder etwas erhöhte Temperatur. „Das zeigt nur, dass das Immunsystem aktiv wird“, sagt Adomeit. Nebenwirkungen von Impfungen können länger anhaltendes Fieber oder ein Abszess an der Einstichstelle sein – diese unerwünschten Wirkungen sind laut den Experten aber vorübergehend und ohne Konsequenzen. Echte Impfschäden, von denen oft anekdotisch die Rede ist, sind sehr selten: Auf eine Million Impfungen kommt ein anerkannter Impfschaden. In Österreich gibt es davon etwa einen pro Jahr. Berichte über Impfschäden beziehen sich meist auf alte Impfungen, die schon lange nicht mehr eingesetzt werden.


  3. Welche Unterschiede verursacht das Alter beim Impfen?
    Im Alter reagiert das Immunsystem immer weniger auf Impfungen, es tut sich schwerer, Antikörper zu bilden. „Daher müssen Impfungen im Alter öfter aufgefrischt werden“, sagt Adomeit. Für die heurige Grippesaison hat das Gesundheitsministerium einen speziellen "Hochdosis-Impfstoff" besorgt, der bei Menschen ab 65 Jahren besser wirkt.

  4. Woher kommen die Ängste vor dem Impfen?
    Durch Impfungen verschwinden Krankheiten aus der öffentlichen Wahrnehmung – die Gefahren einer Krankheit wie Masern sind nicht mehr präsent, weil kaum noch Menschen erkranken. Gleichzeitig werde von Impfgegner gezielt Stimmung gegen Impfungen gemacht – die Gefahren einer Erkrankung werden verdrängt durch irrationale Ängste vor dem Impfen.


  5. Es soll eine Impfung gegen Krebs geben: Was steckt da dahinter?
    Die Rede ist von der Impfung gegen die humanen Papillomaviren, kurz HPV. Die Impfung kann eine Vielzahl von Tumoren verhindern: Gebärmutterhalskrebs wird zu 99 Prozent durch HPV ausgelöst, aber auch Anal- und Peniskarzinome so wie Tumore im Hals- und Rachenbereich stehen mit diesen Viren im Zusammenhang. In Österreich ist die HPV-Impfung im Jahr 2014 in das kostenlose Schulimpfprogramm aufgenommen worden – für Mädchen und Buben zwischen 9 und 12 Jahren.