1. Das Mikrobiom des Darms wird derzeit viel beforscht: Was genau ist das?

„Das Mikrobiom des Darms ist eine reichhaltige Lebensgemeinschaft von Bakterien und anderen Kleinstlebewesen, die für die normale Funktion des Darmes und für viele weitere Körperfunktionen eine sehr wichtige Rolle spielt“, sagt Heinz Hammer. Der Gastroenterologe der Med Uni Graz ist der medizinische Experte beim zweiten Gesundheitstalk der Kleinen Zeitung, der am Dienstag, 7. Juli im Livestream über die digitale Bühne geht (siehe Infobox). Ein Mikrobiom findet man aber auch auf anderen Körperoberflächen wie der Haut oder in der Nase.

2. Welche Faktoren haben den größten Einfluss auf das Mikrobiom?

„Dauerhaft prägen vor allem die Ernährung und unsere Lebensweise das Mikrobiom“, sagt Hammer – so führt eine Umstellung der Ernährungsweise auch zu einer Veränderung des Mikrobioms. Ein weiterer Einflussfaktor ist laut Hammer auch das Alter des Menschen. Vorübergehend können auch Medikamente das Mikrobiom beeinflussen, wie Judith Schachenreiter, Apothekerin und zweite Expertin beim Gesundheitstalk, erklärt. „Antibiotika haben natürlich großen Einfluss auf das Mikrobiom, da sie auch den ,gesunden‘ Bakterien schaden. Auch Protonenpumpenhemmer, die als Magenschutz sehr häufig eingesetzt werden, beeinflussen das Mikrobiom. Starke Schmerzmittel wiederum können den Darm lähmen und es kann zur Verstopfung kommen. Und auch Blutdruckmittel beeinflussen die Bewegung des Darms“, sagt die Apothekerin.

3. Welche Ernährung ist für unsere Darmbakterien besonders förderlich?

„Generell gilt hier: Eine Ernährung, die den Darmbakterien jene Stoffe zur Verfügung stellt, die sie für ihr eigenes Wachstum benötigen“, sagt Hammer – dazu zählen Ballaststoffe, Obst und Gemüse. „Oder anders gesagt: die wohlbekannte gesunde Ernährungsweise nach den Empfehlungen der Ernährungsgesellschaften. Wir sollten wenig Fleisch und Fett und mehr Kohlenhydrate sowie Obst und Gemüse essen“, sagt Hammer. Und zeigt auf: „Es gibt keinen Unterschied, ob man sich gesund fürs Herz, für den Darm, gegen Krebs oder gegen den Diabetes ernähren will – gesunde Ernährung bleibt gesunde Ernährung.“

Judith Schachenreiter, Apothekerin
Judith Schachenreiter, Apothekerin © (c) Sissi Furgler Fotografie
Heinz Hammer, Gastroenterologe
Heinz Hammer, Gastroenterologe © kk

4. Gibt es natürliche Hilfsmittel, die die Darmgesundheit fördern?

Ballaststoffe tun dem Darm sehr gut“, unterstreicht Schachenreiter – sie liefern Futter für die guten Bakterien im Darm. Ein weiteres natürliches Hilfsmittel sind laut der Apothekerin Leinsamen, die man im Ganzen, quellen lässt und dann zu sich nimmt. „Die Samen vergrößern ihr Volumen und fördern damit die Darmbewegung“, sagt Schachenreiter – aber Vorsicht: Zur Einnahme müsse immer viel Wasser getrunken werden, und auch in Kombination mit manchen Medikamenten kann es durch Leinsamen zu unerwünschten Wirkungen kommen. „Daher sollte man sich bei Darmproblemen immer gut beraten lassen“, sagt die Apothekerin. Will man auf die sanfte Wirkung von Tees setzen, haben Bitterstoffe eine wichtige Wirkung auf den Darm. Die Heilkräuter Kümmel, Fenchel und Anis sind bewährte Hilfsmittel für die Verdauung.

5. Was hilft bei den Volksleiden Blähungen und Verstopfung?

Hier müsse man laut Experte Hammer unterscheiden: Geht es um Menschen, die kaum noch mobil sind, weil sie zum Beispiel hochaltrig sind und im Pflegeheim leben, sind Bewegung und ausreichendes Trinken wichtige Maßnahmen gegen Verstopfung. Der Vielzahl körperlich aktiver junger Menschen, die an Verstopfung leiden, empfiehlt Hammer zum Beispiel Magnesium gegen die Darmträgheit: „Magnesium ist sehr hilfreich und in seiner Wirkung wissenschaftlich belegt“, sagt Hammer – in Form von magnesiumreichem Mineralwasser oder Magnesiumpräparaten. Reichen einfache Hilfsmittel nicht, um die Verstopfung zu beseitigen, ist ärztliche Hilfe angesagt.

Auch Blähungen können die Folge einer Neigung zu Verstopfungen sein – Blähungen können aber auch auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit zurückzuführen sein. „Bei einer Laktose- und Fruktoseintoleranz sollten einerseits Milchprodukte und Obst reduziert werden – ein völliger Verzicht ist im Gegensatz zu einer Allergie aber nicht notwendig“, sagt Hammer. Andererseits gebe es in der Apotheke Hilfsmittel, die bei der Verdauung von Laktose und Fruktose behilflich sind. Mehr dazu, wie Sie mit Ernährung den Darm pflegen, und darüber, was den Darm krank macht, erfahren Sie beim Gesundheitstalk am Dienstag.