Von Anfang an auf Zucker programmiert: Davor warnt nun die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Zucker und Süßstoffe in Babynahrung könnten nämlich zu einer frühzeitigen Gewöhnung an gesüßte Nahrungsmittel führen - und damit den Grundstein für Übergewicht im späteren Leben legen. Außerdem fördern sie die Gefahr der Zerstörung der Zähne durch Kariesbefall.

Bei einer Untersuchung von rund 8.000 Produkten sei festgestellt worden, dass in etwa der Hälfte von ihnen mehr als 30 Prozent der enthaltenen Kalorien aus Zucker bestanden. Die Produkte stammten aus mehr als 500 Geschäften in den Städten Wien, Sofia, Budapest und dem israelischen Haifa.

Außerdem kritisiert die WHO, dass Produkte für Babys unter 6 Monaten beworben werden - wo Babys in diesem Alter doch ausschließlich gestillt werden sollten. Zitat:

"Der seit Langem bestehenden Empfehlung der WHO zufolge sollten Kinder in den ersten sechs Monaten ihres Lebens ausschließlich gestillt werden. Die weltweiten Leitlinien der WHO zur Beendigung der unangemessenen Vermarktung von Lebensmitteln für Säuglinge und Kleinkinder aus dem Jahr 2016 besagen ausdrücklich, dass kommerzielle Beikost für Säuglinge unter sechs Monaten nicht beworben werden sollte."

Unter 6 Monaten nur Stillen

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, Babys in den ersten sechs Monaten ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren. Insofern sei es irreführend, wenn auf den Etiketten von Nahrungsmitteln stehe, dass sie für Babys unter sechs Monaten geeignet seien.

Sämtliche gesüßten Getränke, auch Fruchtsäfte, sollten laut WHO den Hinweis tragen, dass sie für Kinder unter drei Jahren nicht geeignet sind. Nach den Statistiken der WHO besteht die Gefahr, dass die Lebenserwartung der Europäer wegen Übergewichts-Problemen sinken könnte.

Wie wir "süchtig" nach Zucker werden

Der Mensch ist genetisch auf süß geprägt: Süß schmecken zu können, war in unserer Evolutionsgeschichte ein Überlebensvorteil, denn: Süß bedeutet auch ungefährlich. Während bitter ein Signal dafür war, dass ein Nahrungsmittel nicht bekömmlich oder giftig ist, zeigte süß an, dass etwas ohne Bedenken gegessen werden kann.

Zur genetischen ist aber eine frühkindliche Prägung dazugekommen: Da wir schon über das Fruchtwasser in der Lage sind, süß zu schmecken, kann die Vorliebe für Süßes schon vor der Geburt geformt werden. „Es gilt: Du bist, was Mama isst“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Christine Gelbmann von Styria vitalis.

Geschmack wird gelernt - und so können werdende Mütter den Geschmack ihres Kindes schon während der Schwangerschaft entscheidend prägen. Das funktioniert am besten durch eine ausgewogene, gesunde Ernährung: Dazu gehören ein großer Anteil an Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen sowie eine buten Auswahl verschiedener Gemüsesorten. Auch über die Muttermilch kann der Geschmack des Kindes geprägt werden - auf gesund oder zu süß!

Zu süße Kinderlebensmittel

Sind die Kleinen auf der Welt, tut die Nahrungsmittelindustrie das Ihre, um diese Vorliebe für süß weiter zu forcieren: Lebensmittel wie Limonaden, Milchpuddings oder Pausensnacks, die mit Slogans wie „mit einer Extraportion Milch“ gezielt für Kinder beworben werden, sind laut Untersuchungen von Konsumentenschützern in den meisten Fällen zu süß und kalorienreich.

Das Zuviel an Zucker hat fette Folgen: Hoher Zuckerkonsum trägt zur Entstehung der nicht-alkoholischen Fettleber bei. Übergewicht wird gefördert und Zucker ist ebenfalls an der Entstehung des metabolischen Syndroms beteiligt, das die Vorstufe zur Volkskrankheit Diabetes ist.